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Nicht-Identitätspolitik. Ein Aufruf zum Widerstand gegen die linke Hegemonie

Do I understand your question, man, is it hopeless and forlorn?

Bob Dylan, Shelter from the storm

Hier ist nicht Jude noch Grieche,
Hier ist nicht Sklave noch Freier,
Hier ist nicht Mann noch Frau;
Denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.

Galater 3,28

Intro: Ist #blacklivesmatter ein Produkt der Kritischen Theorie?

„What we’re trying to do in this revolution, in this televised revolution is that I’m saying this not in the literal sense, but in the sense of ‘Burn it all down. Start over.‘

(Linda Sarsour)[1]

Die jüngsten Ereignisse in den Vereinigten Staaten lassen uns zwischen den revolutionsschwangeren Rauchschwaden verwüsteter Innenstädte einen Blick darauf werfen was passieren könnte, wenn die bürgerliche Gesellschaft, ihre Demokratie und die von ihr rechtsstaatlich garantierte Meinungsfreiheit scheitern sollten. Was seit Jahrzehnten als „humanities“ an europäischen Universitäten und den Colleges der amerikanischen Bildungseliten gelehrt wird, ein philosophisch und ideologisch dezentral geführter Totalangriff poststrukturalistisch beeinflusster Theorien von „critical whiteness“ über „postcolonial theory“ bis zu „gender studies“ auf die Substanz der jüdisch-christlichen Zivilisation, steht kurz davor sich gesamtgesellschaftlich durchzusetzen. Der von den Eliteuniversitäten ausgehende und von den Mainstream Medien und den großen Tech-Corporations unterstützte Aufstand gegen eine imaginäre „white supremacy“, die einen „systemischen Rassismus“ praktizieren soll, ist ein postmodern aufgeladener stalinistischer Krieg gegen die zivilisatorischen Minimalanforderungen bürgerlicher Gesellschaft. Er könnte erfolgreich sein. Die Angst vor einem Untergang der Vereinigten Staaten wirft eine scheinbar weniger wichtige aber deswegen nicht weniger brisante Frage auf. Wenn man die Aufforderung von Adorno und Horkheimer ernst nimmt, dass es unerlässlich sei die zivilisatorischen Mindeststandards bürgerlicher Gesellschaft gegen die Barbarei zu verteidigen, dann stellt sich die Frage, ob mit der möglichen Abdankung der spätkapitalistischen Demokratie, deren Kritik stets auch ihr eigenes Anliegen gewesen ist, nicht auch Kritische Theorie an sich als gescheitert betrachtet werden muss.

#blacklivesmatter und die mit ihr verbündeten politischen Kräfte stellen die Systemfrage. Das heißt es geht nicht nur um Sympathie oder Antipathie einem politischen Akteur gegenüber, sondern darum sich zu entscheiden, ob man die global existierende kapitalistische Gesellschaft wie sie jetzt existiert als Ganzes komplett zerstören will oder nicht. Man kann Kritische Theorie gewiss auf viele verschiedene Arten verstehen (und missverstehen), aber sie ist meiner Meinung nach ein Instrument zur Verbesserung der bürgerlichen Gesellschaft, nicht eines das ihre Abschaffung propagiert. Die Dialektik der Aufklärung bestand immer darin, dass die bürgerliche Gesellschaft vor ihren eigenen selbstdestruktiven Impulsen bewahrt und die Freiheit des Individuums gegen den Systemzwang verteidigt werden muss. Ob das ein Missverständnis meinerseits gewesen ist, sollte eine Auseinandersetzung mit den Kräften zeigen, die heute in Minneapolis, Washington, Portland und Seattle ihre Revolution beginnen wollen und in den europäischen Metropolen auf mächtigen Demonstrationen ihrem Hass auf die USA und Donald Trump Ausdruck verleihen. Habe ich mich lieber gegen die Massen geirrt, anstatt mit ihnen recht zu behalten? Und: Ist Kritische Theorie wirklich eine substantielle Gegenposition zur poststrukturalistischen Umwertung aller Werte?

In der Vergangenheit jedenfalls gab es einige Stimmen, die Kritische Theorie keineswegs für inkompatibel mit poststrukturalistischer Philosophie hielten und die Verbindung von beiden für ein nützliches Anliegen. In einem 1999 im Argument Verlag erschienen Sonderband, „Kritische Theorie und Poststrukturalismus. Theoretische Lockerungsübungen“ (Hrsg.: jour-fixe-initiative berlin) heißt es in der Einleitung: „Gerade in der Negativen Dialektik zeigt sich deutlich der Punkt, an dem sich Kritische Theorie und Poststrukturalismus am stärksten in ihren Intentionen annähern. Beide erweisen sich als Theorien der Differenz; beide bestehen darauf, daß das kritische Denken und die Gesellschaftskritik von den einzelnen Dingen aus denken sollte, die nicht in ihren Begriffen aufgehen. Nur so ist eine Kritik der Identitätslogik und des identifizierenden, subsumtionslogischen und herrschaftlichen Denkens möglich.“ (S. 11)

Obwohl diese Diagnose heute nur noch skurril erscheint, ist sie ein relevanter Beleg dafür, dass das Selbstverständnis der anti-deutschen Linken und der von der Kritischen Theorie geprägten Szenen in einem natürlichen Gegensatz zu den politischen Aktivismen zu stehen, die man heute als „Identitätspolitik“ bezeichnet, möglicherweise nicht so selbstevident ist wie sie selbst annehmen. Es mag viele überraschen, aber die meisten (vernünftigen) Menschen in den USA, die #blacklivesmatter kritisch gegenüber stehen, sind der Meinung, dass die Aufstände in den US Innenstädten das direkte Resultat einer politischen Philosophie sind, die als „critical theory“ bekannt ist und als US-amerikanische Version der „Frankfurt School“ gilt. James Lindsay, ein Mathematiker, der gemeinsam mit der Literaturwissenschaftlerin Helen Pluckrose und dem Philosophen Peter Boghossian für den Grievance Studies Hoax[2] verantwortlich zeichnete, führt die Inflation von US-College Kursen, deren Titel mit „critical“ beginnen und mit „studies“ aufhören direkt auf Horkheimers Text „Traditionelle und Kritische Theorie“ aus dem Jahr 1937 zurück.[3] Obwohl Lindsay selbst hin und wieder betont[4], dass die ursprünglichen Intentionen der Kritischen Theorie nichts mit dem destruktiven Potential der Social Justice Warriors von heute zu tun haben, hat sich in den amerikanischen Milieus, die den „critical studies“ und ihrer Dominanz an US-Colleges feindlich gegenüber stehen, der innere Wesenszusammenhang zwischen „Frankfurt School“ und „Postmodernism“ inzwischen durch gesetzt. Die Namen Adorno, Horkheimer und Marcuse (und manchmal auch Lukacs und Benjamin[5]) werden gemeinsam mit denen von Foucault, Derrida, Lacan, Bourdieu und Lyotard in den Debatten der amerikanischen Kritik an postmoderner Philosophie als Ursprung und Quelle der Phänomene begriffen, die mit den Begriffen „Political Correctness“, „Critical Whiteness“ oder „Gender Studies“ zusammenhängen und die „Frankfurt School“ in höchstmöglicher terminologischer Verwirrung für die erste Adresse eines „Cultural Marxism“ halten. Unter „Cultural Marxism“ versteht man dort eine politische Theorie, die seit den 70ern eine Entkoppelung der linken Praxis von ökonomischer Analyse betreibt. Die Namen „Adorno“ oder „Frankfurt School“ stehen im aktuellen gesellschaftlichen Klima kulturell für eine feindselige Haltung gegen die revolutionsunwilligen ArbeiterInnenklassen und deren Manipulierbarkeit durch konservative und populistische Kräfte. Die „Frankfurt School“ gilt bei ihren KritikerInnen kurz gesagt als Set von Theorien, das gesellschaftlichen Umbruch auf dem Feld der Kultur durch semiotische Interventionen in die öffentliche Wahrnehmung erreichen will. Während im deutschsprachigen Raum die Frankfurter Schule von einem breiten Spektrum gelesen wird, das nicht notwendigerweise links sein muss, ist die Rezeption von Adorno und Horkheimer (und Marcuse natürlich) in den USA ausschließlich eine Beschäftigung der radikalen Linken. Der Vorwurf der im Begriff des „Cultural Marxism“ formuliert wird, bleibt unverständlich, wenn man nicht in Betracht zieht, dass die US-Linken die Kritik an der Aufklärung, wie sie Adorno und Horkheimer betrieben, nicht mehr als Kritik an den Nazis und am deutschen Faschismus lasen, sondern diese Kritik direkt auf die gesellschaftliche Totalität der amerikanischen Situation selbst bezogen, die Adorno und Horkheimer während ihrer amerikanischen Phase nur unvollständig wahr genommen hatten.[6] Was im deutschen Sprachraum noch als umstrittenste Idee von Adorno und Horkheimer gilt, die Kritik der Kulturindustrie, wird von US-Linken als unmittelbar gegeben akzeptiert. In ihren Augen ist Kultur das zentrale Medium der Repression, darum muss das Politische auf dem Feld der Kultur erobert und neue symbolisch überdeterminierte Werte geschaffen werden. Diese Werte betonen ethnische oder sexuelle Identität und ignorieren ganz bewusst Klassenverhältnisse, weil diese als systemunterstützend und konterrevolutionär betrachtet werden. Die Erfahrung konservativer Intellektueller seit den 70er Jahren ist, dass ihnen mit der „Frankfurt School“ und ihren von der radikalen US-Linken zweckentfremdeten Postulaten nur eine andere Form des traditionellen Marxismus begegnet, der prinzipiell auf die De-Legitimation der Vereinigten Staaten als Staat, Gesellschaft und politischem Modell aus ist. Die Kritik von Habermas, dass die Negative Dialektik einen performativen Selbstwiderspruch erzeuge, in der Aufklärung als Opfer einer totalitären Vernunft sich selbst misstrauen und ablehnen müsse, scheint die US-amerikanische Rezeption Adornos jedenfalls tiefer beeinflusst zu haben als die deutsche.[7] Die Fokussierung des politischen Engagements auf Intervention in die Kultur sei, so sind sich viele kritische Stimmen einig, das Ergebnis eines Denkens, das von Adornos und Horkheimers Kritik der Kulturindustrie angestoßen[8] und durch den Einfluss französischer Sprachphilosophien zum „linguistic turn“ geführt habe. Während sich die (anti)deutsche Sektion der Kritischen Theorie nach Kräften bemüht, die Auswirkungen der postmodernen und poststrukturalistischen Unterminierung der Vernunft wenigstens begrifflich auf ihre Verstrickung in die ideologische Verunstaltung der Welt zu bringen, wird ebenjene Kritische Theorie Adornos und Horkheimers in den USA als Ahnherr von #blacklivesmatter betrachtet, durch deren zersetzenden Einfluss die ideologische Revolution der Postmoderne überhaupt erst möglich geworden ist.[9] Es fühlt sich ernüchternd an zuzugeben, dass das zwar absurd, aber nicht völlig von der Hand zu weisen ist. Obwohl die Identifizierung des „Cultural Marxism“ mit der „Frankfurt School“ eine starke Tradition in rechtsextremen europäischen (und amerikanischen) Zirkeln hat, Anders Breivik übernahm sie von Blogs wie „Gates of Vienna“ für sein Manifest, das er vor seinem Massenmord in Utoya verfasste, ist sie auf amerikanischer Seite das Ergebnis eines merkwürdigen und kaum aufgearbeiteten Theorieimports. Die amerikanische Phase von Adorno und Horkheimer hat dort selbst kaum intellektuelle Spuren hinterlassen, ihre Schriften wurden erst in den 70er Jahren wieder vermehrt auf amerikanischen Colleges gelesen, weil sich stattdessen Herbert Marcuse seines aktivistischen Engagements wegen als legitimer Vertreter der „Frankfurt School“ in den US-amerikanischen Marxismen verankern konnte. Sein Einfluss auf die Sozial und Protestbewegungen der 60er und 70er kann jedenfalls kaum überschätzt werden. Das grundsätzliche Problem, das die Adorno Rezeption in angelsächsischen Ländern jedoch von jeher behindert hat, ist die Unbeliebtheit Hegels in den empiristischen und positivistischen Traditionen der englisch sprachigen Philosophie und nicht zuletzt Hegels Denunziation als Philosoph des Totalitären durch Karl Popper. Die Verbindung von neomarxistischen und postmodernen Theorieclustern, die in den USA zu einer einzigartigen aktivistisch dominierten linken Kultur geführt hat, verdankt sich auch der Tatsache, dass Adorno und Horkheimer in den US Hochschulen zwar kaum gelesen werden, aber linke Intellektuelle sie als Referenz gegen die szientistische und empiristische Dogmatik amerikanischer Tradition einsetzen können.[10]

1990 hatte sich der amerikanische Marxist Frederic Jameson mit seiner Studie “Spätmarxismus oder Die Beharrlichkeit der Dialektik“ um eine Renaissance der Adorno Rezeption in den USA verdient gemacht. Jameson ist vor allem als Kritiker der Postmoderne bekannt geworden. 1991 in „Postmodernism or The Cultural Logic of Late Capitalism“ hatte Jameson eine marxistische Kritik postmoderner Kultur vorgelegt, mit der er paradoxerweise auf die Verschmelzung von „Frankfurt School“ und „Postmodernism“ in der US-amerikanischen Linken großen Einfluss gehabt hat.[11] In seiner Darstellung sind gerade die Unterschiede zwischen Adorno und dem Poststrukturalismus dafür ausschlaggebend, dass sich Adornos Dialektik als „consistent with and appropriate for the postmodern age“[12] erweist. In dem 1997 erschienenen Band „The Actuality of Adorno: Critical Essays on Adorno and the Postmodern“ erläutert Herausgeber Max Pensky in seiner Einleitung warum er keinen inhaltlichen Widerspruch zwischen Adorno und dem Poststrukturalismus erkennen kann: „(…) Adorno and poststructuralist theory are generally united in the essentially ethical-political motivation behind their complex rejection of Enlightenment rationality.”[13] Jameson selbst hat sich dazu in dem Interview Band “Jameson on Jameson. Conversations on Cultural Marxism” (2007) und in „Cultural Turn“[14] (1998) ausführlicher geäußert. Obwohl die meisten deutschsprachigen Leserinnen und Leser, die mit der Kritischen Theorie ansatzweise vertraut sind, die Diagnose dass Adorno und Foucault in gleicher Weise die Rationalität der Aufklärung ablehnten sicherlich zurück weisen würden, muss sie als durchaus stichhaltig und evident im amerikanischen Kontext betrachtet werden. Die Verbindung zwischen “Frankfurt School“, „Postmodernism“ und „Cultural Marxism“ ist also nicht bloß eine Verschwörungstheorie rechter und konservativer Kreise, sondern hat sich in der Kultur der amerikanischen Linken, die heute als Social Justice Warriors und Antifa ihr Unwesen treiben, nachhaltig etabliert. Wenn Jordan Peterson oder James Lindsay der „Frankfurt School“ die Schuld am Verfall kritischen und aufgeklärten Denkens an den Universitäten und intellektuellen Institutionen geben, liegen sie damit also gar nicht so falsch. Aber unabhängig davon, ob man diesem Befund zustimmen mag oder nicht, erscheint die Absurdität der Idee jedoch augenscheinlich, dass Adorno und Horkheimer auf geheimnisvolle Weise die riots der #blacklivesmatter Bewegung inspiriert hätten. (Ist es weniger absurd, stattdessen die Namen Foucault und Bourdieu einzusetzen?) Ist man aber von der Absurdität dieses Vorwurfs überzeugt, stellt sich die Frage: In welchem Verhältnis steht Kritische Theorie zu #blacklivesmatter eigentlich? Was uns als #blacklivesmatter gegen übersteht, eine soziale Bewegung, ein Mem, eine Marke, ein Slogan, ein kultureller Code, eine offensive gesellschaftliche Macht, ist das Gesicht eines Marxismus, der aus Kritik an der Ideologie die Ideologie eines stalinistischen Geständnisregimes gemacht hat. Will man Marx und Engels, genau wie Horkheimer und Adorno nicht mit in diesen Topf schmeißen, steht der der gesamte revolutionsgläubige Marxismus, der sich jenseits und diesseits der Kritischen Theorie entwickelt hat, nur noch als ein heidnischer Kult da, der sich um die „Macht“ mit Foucault streitet. Zumindest sollte man sich fragen: Was hat der klassische westliche Marxismus, der auch die Kritische Theorie zweifelsfrei beinhaltet, historisch dazu beigetragen, den poststrukturalistisch inspirierten Angriff auf Zivilisation zu unterstützen und zu verstärken? Ich maße mir nicht an diese Frage erschöpfend beantworten zu können, aber ich glaube, dass wir heute an einem Punkt angelangt sind, an dem es einen Bruch mit diesem klassischen Marxismus geben muss, der einen irreversiblen Charakter annehmen sollte. Wie ein solcher Bruch aussehen müsste ist eine Angelegenheit der Zukunft.[15]

Adornos Aufforderung Kritik zu üben, an dem was Gesellschaft nun einmal ist, repräsentiert meiner Meinung nach die einzige ethische Richtlinie, mit der man sich gegen die Korruption durch die hegemonialen Apparate zur Wehr setzen kann. Adorno und Horkheimer, dies sollte fest gehalten werden, waren Demokraten und keine Revolutionäre. Und wenn die Kritische Theorie ihren Charakter einer kritischen Untersuchung des Hier und Jetzt, für mehr Demokratie und mehr Freiheit des Individuums bewahren soll, muss sie lernen auf den marxistischen Jargon zu verzichten, der ihr von postmoderner Seite ohnehin schon vor langer Zeit entwendet worden ist. Nicht auf Marx und seine Analyse von Arbeit und Wert ist zu verzichten, sondern auf den ideologischen Jargon klassenkämpferischer Eigentlichkeit, der die Umwandlung von Emanzipation in Mehr-Terror betreibt. Die Aufforderung zum Widerstand gegen die linke Hegemonie möge also an dieser Stelle beginnen.

  1. Was ist linke Hegemonie?

„I couldn’t help but notice that the most reliable indicator that a book is going to be a complete mess, from a normative perspective, is that it contains either discussion or extensive citation of Foucault (and/or Bourdieu).”

(Joseph Heath)[16]

Wenn die allgemeine Wahrnehmung der #blacklivesmatter Bewegung in den Mainstream Medien sie nicht für eine direkte Fortsetzung der civil rights movements der 60er Jahre hält, wird sie zumindest als deren Wiedergänger betrachtet. Dabei wird stillschweigend unterstellt, dass sich die USA seit jener Zeit nicht verändert hätten und die schwarzen Bevölkerungen nach wie vor in Unterdrückung und sozialer Segregation leben würden, beherrscht von einer „white supremacy“ und ausgeliefert einem „systemischen Rassismus“. Der Vergleich mit den Unruhen der 60er Jahre scheint jedoch aus vielen Gründen unzutreffend. Hatten die civil rights movements jener Zeit mit Martin Luther King eine spirituelle Führungsfigur, bleiben die postmodernen Social Justice Warriors, Antifas und „critical studies“ Intellektuellen gesichtslos und ohne erkennbare zentrale Struktur. Aber ein viel wesentlicherer Unterschied ist, dass anders als in den 60er Jahren keine erkennbare Gegenkraft in Erscheinung tritt. Die Mobs der #blacklivesmatter Bewegung, die mit diffusen und absurden politischen Forderungen auftreten („defund the police“) müssen sich die Kräfte der „white supremacy“ und des „systemischen Rassismus“ erfinden und imaginieren. Während sich in den 60ern viele Gemeinden, Städte und Kommunen gegen die Auflösung der Rassentrennung wehrten und der Ku-Klux Klan noch bis in weit in die 70er für Terror und Morde an Bürgerrechtsaktivisten verantwortlich war, steht heute mehr oder weniger die gesamte Zivilgesellschaft und die Mehrheit des politischen Establishments auf der Seite von #blacklivesmatter. Dissens oder Kritik oder auch nur die Nichteinhaltung der Sprachregelung wird gnadenlos bestraft und marginalisiert.[17] Die widerstandslose Haltung von gewählten Offiziellen großer Städte den Protesten gegenüber, die mehr oder weniger eine völlige Straflosigkeit für Brandschatzung und Plünderung nach sich zieht, ist nur deshalb möglich, weil die amerikanische Gesellschaft seit den 70er Jahren konsequent allen rechtsextremen und rassistischen Elementen die politische Legitimation entzogen hat. Es ist für jeden augenscheinlich der die Nachrichten verfolgt, dass die „white supremacy“, also ein politisch mobilisierbarer Gegenmob, nicht existiert. Die Projektionen richten sich in Ermangelung eines solchen Gegenübers auf Statuen und Monumente amerikanischer Vergangenheit und man gefällt sich darin Donald Trump zu beschuldigen ein Nazi zu sein.[18] Die Aufstände, die sich nach dem grausamen Tod von George Floyd in Minneapolis in US Städten ausgebreitet haben, wurden durch die sozialen Medien zu einem weltweiten Phänomen verstärkt. Es sollen 50.000 Menschen gewesen sein, die am 4. Juni in der Wiener Innenstadt „Black Lives Matter!“ geschrien haben. Aber während man die Popularität dieser Massenveranstaltungen problemlos einem (sozial)distanzlosen Hass auf die USA und Donald Trump zuschreiben kann, der die ideologischen Dispositive der Generation „Woke“[19] dominiert, erklärt das keineswegs die gesamtgesellschaftliche Kontaminierung ziviler Institutionen überall auf dem Planeten. Der Slogan taucht auf den Jerseys der Fußballklubs der Premier League auf, die ihre vom Corona Virus unterbrochene Saison vor leeren Rängen fortsetzen. Auf den Webseiten großer Firmen fordern #BLM Icons dazu auf der (schon voraus gesetzten) Solidarität mittels Spenden nachzukommen. Die Online News Plattformen öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten bemühen sich schon lange nicht mehr auch nur vorzutäuschen, sie würden irgendwie objektiv berichten und folgen dem politischen Imperativ jede Kritik an den Unruhen und den vorausgesetzten Prämissen für prinzipiell illegitim zu erklären. Die Mode in großen Unternehmen den Angestellten flächendeckende „Unconscious Bias“ Trainings zu verordnen, die eine „Respectful Working Place“ Atmosphäre garantieren sollen, wird nicht allein deswegen durchgesetzt, weil sich Profit orientierte Konzerne rechtlich gegen Diskriminierungsklagen absichern wollen, sondern ist durch die direkte Aufforderung an Angestellte #blacklivesmatter zu unterstützen bereits eine Chefsache ökonomischer Eliten und der Mainstream Medien.[20] In Science Journals und Universitäten hat sich mit #ShutDownSTEM der nächste politische Brandbeschleuniger in Gang gesetzt, der Naturwissenschaften und Ingenieursdisziplinen als Hochburgen der „white supremacy“ identifiziert hat.[21] Und wenn die Bewegung im November auch noch Donald Trump als Präsidenten ablösen kann, wird sie die Hochschulen von allen nicht konformen Elementen säubern. Wie konnte es dazu kommen?

Es ist mir unmöglich eine erschöpfende Definition davon zu geben, was „linke Hegemonie“ als Phänomen alles bedeuten könnte. Es ist ein Begriff in Ermangelung besserer Begriffe, aber in einer ersten Annäherung kann man sagen, dass es zum besseren Verständnis notwendig ist sich von einem fundmentalen Irrtum zu verabschieden. Und dieser Irrtum lautet, dass sowohl in den USA als auch in Europa die Linke, wie immer sie auch jeweils aussah, seit 1968 marginalisiert gewesen ist. Während sich in Europa die Zersplitterung der Linken institutionell in eine Trennung zwischen Kommunisten, Sozialdemokraten, Autonomen, Trotzkisten oder Ökologie Interessierten abbildete, wurde die zersplitterte Linke in den USA durch verschiedenste, vor allem nicht parlamentarische Institutionen, wie die Universitäten, die Werbung, die Filmindustrie, Think Tanks, die Tech-Corps und nicht zuletzt durch die Demokratische Partei selbst zumindest seit 1968 institutionell einigermaßen homogenisiert. Das Missverständnis vieler EuropäerInnen, dass es keine Linke in den USA gäbe, weil es keine Kommunistische Partei im Kongress gibt, ist folgenschwer, weil es auch die Frage aufwirft, ob wir in Europa nicht ebenfalls einigen Missverständnissen über unsere eigene politische Landkarte aufgesessen sind. Der Marxismus hat nicht nur überlebt, sondern hat sich als intellektuelle Ressource jenseits der kommunistischen Parteien modernisiert. Die US-Linke, gerade weil sie nicht vertikal organisatorisch institutionalisiert ist, stellt heute die mächtigste politische Kraft der US-Gesellschaft dar. Es ist ebenso unzweifelhaft, dass die Europäische Union und ihre Eliten eine linke (oder zumindest progressive) Politik betreiben, unabhängig wie man zu dieser stehen mag oder nicht. Digitale Revolutionen, die ihre Wurzeln selbst in alternativen Milieus haben, jedenfalls beschleunigten Entwicklungen, die linker Politik dazu verhalfen zu einem Paradigma politischer Repräsentation zu werden. Nicht alle Politik und schon gar nicht alle PolitikerInnen sind links, aber Politik hat sich in etwas verwandelt, das von linken Vorstellungen und ihren axiomatischen Ideologemen angetrieben wird. Die Dominanz linker JournalistInnen in allen Bereichen der Medien, der Einfluss radikalisierter SoftwarearchitektInnen in den Vorstandsetagen von Tech-Corporations, das Erscheinen jener unzähligen InfluencerInnen und social media entrepreneurs der Fashion, Werbe und Kulturindustrie auf den Hosting Plattformen der Internetbourgeoisie, ist erstaunlich und rätselhaft. Es geht weniger darum, zu erklären was sie ist, sondern die Überraschung einzugestehen, dass sie ist. Eine mögliche Beschreibung könnte lauten: Linke Hegemonie ist jene gesellschaftliche Transformation, mit der eine technokratische Elite, die soziales Kapital in Profit verwandeln kann, eine revolutionäre Avantgarde ohne Partei steuert (oder es versucht), die bewaffnet mit sozialen Netzwerken über ihre Medien den normativen Diskurs der globalen Netzgesellschaft dominiert.[22] Vielleicht ist das Hegels List der Vernunft. Vielleicht auch nicht. Die ideologische Voraussetzung linker Hegemonie ist es eine Politik unmittelbarer Echtzeitübertragung zu sein, in der zwei zur selben Zeit unvereinbare Ideen als logisch wahr propagiert werden müssen. Die häufig als „Intoleranz“ beschriebene feindliche Haltung zur Meinungsfreiheit ist vor allem der hohe Aufwand an Verdrängungsenergie, der notwendig ist, dies kognitiv zu bewältigen. Linke Hegemonie ist eine Tatsache, die einer geheimen oder besser verdrängten Konvention folgend unausgesprochen bleibt und als Gedanke bereits einen Widerspruch zur Natur darstellt. Aber, wie Marx sagt: „Was gegen die Natur ist, existiert nicht.“[23]

Eine klassisch marxistische Definition des Hegemoniegriffs lautet: „Der Begriff Hegemonie integriert Ökonomie, Politik, Ideologie, das Alltagsleben, die Massenkultur, den common sense und das institutionelle Gefüge einer bestimm­ten historischen Epoche, weil er darauf abzielt, die Totalität eines dynamischen Herrschaftsverhältnisses zu erfassen.“[24]

Diese Auffassung des Hegemoniebegriffs geht direkt auf Gramsci zurück, sie ist präzise und verlässlich und verfehlt dennoch den Charakter des Phänomens, den der Terminus „linke Hegemonie“ beschreiben soll. Die „historischen Blöcke“ (Gramsci), die Hegemonie traditionellerweise repräsentieren, sind als „dynamische Herrschaftsverhältnisse“ integrative Modelle, die als „Historischer Kompromiss“ oder „Soziale Marktwirtschaft“ einen funktionierenden Gesellschaftsvertrag herstellen konnten und einen selbstbewussten Führungsanspruch an den Tag legten, der auch auf demokratischen Mehrheitsverhältnissen beruhte. Anders gesagt: das Wort Hegemonie wird in der marxistischen Literatur dazu verwendet, Machttechniken zu beschreiben, die der Bourgeoisie in einer kapitalistischen Gesellschaft zu Verfügung stehen die Revolution zu verhindern. Hegemonie verlangt einen Machtanspruch, der in einer kapitalistisch dominierten Demokratie auf einem Konsens basieren muss. Wenn Hegemonie „links“ wird, verändert sich der Charakter des Machtanspruchs. Es geht nicht darum die Revolution zu verhindern, sondern darum sie in Gang zu setzen oder – wir können uns darüber noch nicht im Klaren sein – sie hat bereits stattgefunden und linke Hegemonie ist gerade dabei sie zu institutionalisieren.

Die erste Einschränkung, die wir machen müssen ist: Linke Hegemonie ist nicht integrativ. Sie bietet keinen gesellschaftlichen Konsens an, sondern setzt eine Agenda durch, von der sie weiß, dass sie keine Mehrheit dafür auf demokratischem Wege erreichen kann. „Hegemonie“ als allgemeiner politischer Begriff bedeutet daher, dass sich ein bestimmtes politisches Partikularinteresse als Garantie des Gemeinwohls ausgeben kann und damit die eigene Reproduktion als Systemzwang für die ganze Gesellschaft durchsetzt. Die daraus entstehende Reibungshitze ist der Brennstoff der gesellschaftlichen Polarisierung, von der alle Beteiligten profitieren und die weiter voran zu treiben alle Beteiligten höchstes Interesse haben, vor allem wenn sie das Gegenteil behaupten. #blacklivesmatter wird von ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten wie Mitt Romney unterstützt, demokratische Abgeordnete knien öffentlichkeitswirksam nieder, die National Football League in Gestalt ihres Vorsitzenden Roger Goodell verspricht treue Gefolgschaft und große Unternehmen wie Google drehen mittels demonetizing kritischen (oder in ihrem Sprachgebrauch: far-right) Webseiten die Geschäftsgrundlage ab.[25] Dies alles passiert mit Zustimmung und dem Applaus eines überwältigenden Teils der Medien und des Establishments. Die Rede vom „systemischen Rassismus“ und der „white supremacy“, die in österreichischen und deutschen Medien widerspruchslos nach geplappert wird, speist sich vor allem aus dem Hass auf Donald Trump, aber mehr noch erfüllt sie eine wesentliche ideologische Funktion die für linke Hegemonie als solche systemrelevant ist.

Die zweite Einschränkung, die wir daher machen müssen ist: Linke Hegemonie spricht niemals von sich selbst als hegemonial. Linke Hegemonie hat keinen offenen Machtanspruch, sondern sie übt Macht aus, indem ihre Kohorten dezentral vernetzt und schwarmartig ihre Umgebungen deterritorialisieren. Sie imaginiert sich stets als defensiv und vom Standpunkt der Marginalisierten und Unterdrückten aus sprechend. Diese Selbstwahrnehmung ist notwendig, um dezentral, netz und schwarmartig ohne erkennbare Führungsstruktur agieren zu können. Österreichische und deutsche Linke können problemlos an der #blacklivesmatter Bewegung partizipieren, weil sie die gleiche hegemoniale Kontrolle über den Diskurs ausüben und vom Label der Unterdrückten und Marginalisierten profitieren, das ihnen Immunität vor jedweder Kritik garantiert. Durch diesen Kunstgriff wird nicht nur jede Kritik an sondern bereits die Existenz einer linken Hegemonie an sich als reine Phantasie abgetan, mit der die beteiligten Profiteure effektiv jeden Dissens denunzieren und aus dem Spektrum der Meinungsfreiheit ausschließen, aber selbst die Inszenierung pflegen können rebellische Knight Rider im Kampf gegen das Unrecht zu sein.[26] Die ideologische Flexibilität dieser opportunistischen Rebellion ist so variabel, dass sogar trendsetzende Modemagazine wie „Teen Vogue“ zu Medien des Klassenkampfs und marxistischer Halbbildung werden können.[27] Als Doris Lessing 1992 schrieb, dass Political Correctness das Erbe parteikommunistischer Straßenräuber angetreten hätte[28], war ihr die Ironie wohl selbst nicht ganz bewusst, dass der traditionell organisierte Stalinismus ausgerechnet von einer totalitären Hegemonie dezentrierter Subjektivität hinter sich gelassen und ausgebremst werden sollte, um schließlich 30 Jahre später die Internationale durch die Intersektionale zu ersetzen. Alles was dazu notwendig gewesen ist, scheint mit dem Zauberwort „Identitätspolitik“ ausreichend erklärt werden zu können, aber dies ist nur die halbe Wahrheit. Dass es bei #blacklivesmatter um die linke Übernahme der Gesellschaft geht, lässt sich daran erkennen, dass die hegemoniale Diskurs(un)kultur gezielt jene afro-amerikanischen Intellektuellen denunziert und marginalisiert, die sich nicht dem dominierenden Paradigma eines „systemischen Rassismus“ anschließen wollen. Unter diesen sollten Thomas Sowell[29], Glen Loury[30], Chloé Valdary[31], Jason Riley[32], John McWorther[33], Carol Swain[34], John Wood Jr.[35] und Coleman Hughes[36] unbedingt hervor gehoben werden. Ihre Beiträge relativieren nicht bloß den Mythos des „systemischen Rassismus“, sondern sind eine unmittelbare Bedrohung für jenen Komplex, mit dem wir uns ausführlicher beschäftigen müssen: Identitätspolitik.

  1. Was ist Identitätspolitik?

„Alle Identitätsbewegungen sind soziologisch gesehen folgendem Paradox ausgesetzt: Sie sind gezwungen, die Kontingenz oder Willkürlichkeit behaupteter Identitätsdefinitionen festzustellen, während sie gleichzeitig für deren essentiellen Charakter eintreten. Identitätsansprüche gelten als fundamental, essentiell, nicht verhandelbar und als eindeutig unterscheidbar…“

(Seyla Benhabib)[37]

In dem erst kürzlich erschienen Sammelband „Irrwege“ (2020), herausgegeben von Till Randolf Amelung, werden die – milde gesagt – emotionalen Überreaktionen auf das Buch „Beißreflexe“ (2017) verarbeitet. Das seinerzeit von Patsy l’Amour laLove edierte Kompendium übte eine (längst überfällige) Kritik an den extremistischen Tendenzen in den LGBT communities, deren Gesellschaftsmodelle und politischer Aktivismus auf den Theorieproduktionen poststrukturalistischer Philosophien beruht. Amelung schreibt in seinem Einleitungsbeitrag für „Irrwege“, „dass diese Theorien Praktiken begünstigt haben, die sich nicht mehr für nachhaltige und strukturierte Arbeit interessieren, die politische Veränderungen herbeiführen könnten, sondern stattdessen Empörungswellen ohne nachhaltigen Effekt produzieren.“[38] Dieser durchaus richtigen Diagnose fehlt jedoch einiges an theoretischer Substanz, die Amelung dazu verleitet den Begriff der Identitätspolitik rein deskriptiv zu verstehen. Es gibt in seinem Text keinen Hinweis darauf, dass Identität als Begriff der postmodernen Agenda selbst schon ein Problem darstellt, das hinterfragt werden müsste. Es stellt sich also zuerst die Aufgabe, eine Kritik der „Identität“ vor derjenigen der Politik zu formulieren, die damit betrieben wird. Albrecht Wellmer nannte Adornos Philosophie die „Kritik des identifizierenden Denkens“[39]. Die Vermittlung des Begriffs durch den Begriff selbst erzeugt einen Rest, der nicht davon erfasst werden kann. Sprache widersetzt sich der Totalisierung und hintergeht die Realität, die Sprechende für sich in Anspruch nehmen. Adorno schreibt: „Was an den Menschen als intelligibler Charakter zu denken wäre, ist nicht das Personenhafte an ihnen, sondern wodurch sie von ihrem Dasein sich unterscheiden. In der Person erscheint dies Unterscheidende notwendig als Nichtidentisches.“[40] Das wodurch sich alles Seiende von seinem Dasein unterscheidet erzeugt notwendigerweise Frustration, wenn sich erweist, dass es nicht einfach als solches gedacht, kontrolliert oder imperativ gesteuert werden kann. Das Nicht-Identische ist das Ärgernis, das unausgeglichenen Charakteren die Wut ins Gesicht presst, wenn sich die Realität nicht nach den Vorgaben der Theorie richtet. Die Kunst das Nicht-Identische zumindest als das wahrzunehmen, was nicht in der Wirklichkeit des Sprechakts aufgeht, sondern sich als schmutzige Realität des Unbewussten fest klebt, sollte die Aufgabe politischer Kommunikation in Demokratien sein. Wir wissen heute und können es jeden Tag aufs Neue erfahren, dass dies nicht das Interesse linker Hegemonie ist.

Der Verlockung den Begriff einer Sache mit ihrer Erscheinungsform in eins zu setzen erliegen darum alle politischen Akteure, die ihre Utopie als unmittelbare Gegenwart erleben wollen, was man auch als das wichtigste Merkmal postmoderner Epistemologie bezeichnen könnte.[41] In der „Dialektik der Aufklärung“ im Exkurs über Odysseus wird dies als Urzustand beschrieben: „Das mythische Schicksal, Fatum, war eins mit dem gesprochenen Wort.“ (S. 67) Im postmodernen Aktivismus der Political Correctness verschmelzen Sprache und Wirklichkeit, um den Begriff und seine Repräsentation in eins zu setzen, weil dies eine operationalisierbare Strategie für politische Agitation darstellt. Dass Adorno von „Fatum“ spricht, hat gute Gründe. Dass Schicksal eins wird mit dem gesprochenen Wort ist die erklärte Absicht dieser Theorien. Dass „weiß“ zu sein eine implizite Bedeutung hat, die durch den Begriff selbst jene Realität erzeugt, aus der man seine Bedeutung schürft ist ein Zirkelschluss, in dem das Nicht-identische gewaltsam hinaus geschmissen wird. Die absurde Konsequenz ist, dass die erzwungene Identität von Sprache und Wirklichkeit die Existenz des „Anderen“ verdrängt, „(…) denn wollte man sie als solche erkennen, so liefe das darauf hinaus, die Ungläubigen selbst als Existierende zu erkennen.“, schreibt ausgerechnet Claude Levi-Strauss in den „Traurigen Tropen“ über seine Erfahrungen mit dem Islam. Die Deklaration bestimmter Worte und Begriffe als politisch korrekt und der Ausschluss anderer Worte und Begriffe als unkorrekt, hat, wenn das eine flächendeckende Praxis geworden ist, tatsächlich Wirkungen auf die Wahrnehmung von Realität. Das Kalkül dahinter ist, dass die Durchsetzung von bestimmten Begriffen über machtpolitische Sprachspiele Wirklichkeit aktiv formt und dadurch eine Identität von Begriff und Sache schafft. Gayatri Spivak nannte das „Strategischen Essentialismus“.[42] Was in der Theorie noch als „anti-essentialistische“ Subversion hegemonialer Identitäten verkauft wurde, gerinnt in der Praxis zur Essentialisierung diverser angeblich subalterner Identitäten, die weder taktisch noch strategisch ist, sondern die einzig anwendbare Form repräsentiert mit der überhaupt politischer Druck ausgeübt werden kann, allen Behauptungen zum Trotz eine diverse Vielfalt etablieren zu wollen. Identitätspolitik bedeutet eben nicht, dass die Große Erzählung als Prinzip aufgegeben wird, sondern bloß, dass die positiven Großen Erzählungen (Aufklärung, Universalismus, Wissenschaft, Geschichte, Sprache) durch eine einzige negative große Erzählung (das weiße heterosexuelle cis-Patriarchat) ersetzt werden, um den notwendigen metaphysischen Bezugspunkt zu bilden, der die (angeblich) pluralistische Vielfalt der gleichberechtigten Narrative stabil hält. Es ist wichtig dies genau zu verstehen: die mehr oder weniger unbewusste Voraussetzung eines Absoluten, das gar nicht mehr wahr genommen wird, betrifft vor allem jene Theorien, die sich ihre Welt als endlose Relativität gleich berechtigter Narrative vorstellen und davon ausgehen genau dieses Absolute nicht zu benötigen. Das Nicht-Identische wird durch diesen Selbstbetrug „strategisch essentialistisch“ verdrängt, um sich mit Identität bewaffnen zu können, die in ihrer imaginiert fluiden Alterität keine abstrakte Referenz mehr benötigt, außer natürlich jener des „heterosexuellen, weißen cis-Patriarchats“. Adornos Warnung ist, heute wie damals, dass eine solche Operation an sich totalitär ist und die Individuen einem systematischen Kontrollzwang unterwirft, der mit der Etablierung stalinistischer Geständnisregime einher geht.[43] Um das „Auseinanderweisen von Begriff und Sache“ als notwendigen Bestandteil demokratischer Kommunikation zu beschreiben, der das Nicht-Identische als „eigene Identität der Sache gegen ihre Identifikationen“ definiert ist es notwendig von der Utopie Abstand zu nehmen, dass Sprache schon die Realität ist, die sie beschreiben will. Wenn das Nicht-Identische bei Adorno als notwendige Unvollständigkeit (nicht nur) sprachlicher Operationen betrachtet wird, in dem das „Auseinanderweisen von Begriff und Sache“ nur demokratisch bearbeitet werden kann, wird das Feld des Politischen im postmodernen Identitätsframework als jener Ort gesehen, an dem das Nicht-Identische gewaltsam in die Identität zurück gepresst werden muss. Wie alle Geständnisregime besteht diese Gewalt darauf, dass die ihm Unterworfenen nicht bloß zum Wohle ihrer „lived experience“ schweigen, sondern an ihrer eigenen Demütigung mitarbeiten sollen. Für Foucault war dies noch ein Ziel von Kritik, für #blacklivesmatter ist es das Ziel.

Konkret ausgedrückt heißt das, dass die Theoriecluster postmodernder Befindlichkeitskulte die Identifikation der Begriffe mit ihren Gegenständen politisch so weit voran treiben, dass jede Kritik an der Theorie natürlich eine Kritik sowohl an den VertreterInnen der Theorie selbst ist als auch am Gegenstand bzw. den Marginalisierten für die sie sich einsetzt. Linke Hegemonie ist das Ergebnis einer erfolgreichen Verschmelzung von stalinistischen Geständnisregimen mit der medialen Gleichschaltung sprachpolitischer Interventionen, die Kritik an der ausübenden Macht als unvereinbar mit der offiziellen Realität behandelt. Kritik ist nicht nur Ausdruck des Falschen, sondern steht bereits außerhalb der sozialen Norm. Man hörte früher von Leuten, die angeblich Angst davor haben ihre Meinung zu sagen und sich von der öffentlichen Meinung ausgeschlossen fühlen. Nun ist man selbst einer davon. You’re no fun anymore.

Amelung schreibt: „Identitätspolitik meint zunächst das Eintreten einer bestimmten Gruppe für ihre eigenen Interessen. Meistens geht es dabei um Religion, Ethnie, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung, Klasse. Diesen Zusammenschlüssen gehen Feststellungen und Analysen voraus, dass Menschen aufgrund bestimmter Merkmale spezifische Formen von Diskriminierungen erfahren. Lea Susemichel und Jens Kastner zufolge hat das Combahee River Collective 1977, ein Zusammenschluss schwarzer, lesbischer Frauen in den USA, den Begriff der Identitätspolitik geprägt, die in ihrem Statement formulierten, dass die radikalste Politik direkt aus ihrer eigenen Identität komme (…). Alle sozialen Bewegungen betreiben im Grunde Identitätspolitik, behaupten Susemichel und Kastner mit Verweis auf Axel Honneth. Die älteste dieser Bewegungen ist die Arbeiterbewegung, die im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm und der es Honneth zufolge auch um soziale Anerkennung eigener Werte und Lebensformen ging (…). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen bedeutsam, die als Impuls für darauffolgende Bewegungen gilt. (…) Ein zentrales Thema, das die Entstehung der bekannten sozialen Bewegungen begleitet, ist die Auseinandersetzung mit dem Haupt- und Nebenwiderspruch in der marxistischen Theorie. Dieser geht davon aus, dass die Klassenfrage die zentrale auch für alle anderen Ungleichheitsverhältnisse ist. Würde es keine Klassen mehr geben, seien auch Sexismus und Rassismus überwunden. Solche Thesen wurden bereits in der ersten Welle der Frauenbewegung angezweifelt“[44]

Diese Darstellung ist problematisch, weil Amelung zwar richtigerweise die Behauptung von Susemichel und Kastner in Zweifel zieht, dass alle sozialen Bewegungen Identitätspolitik betreiben würden, aber den Konflikt auf die Frage reduziert, ob man ökonomische Fragestellungen verfolgt oder symbolpolitische. Wenn man Identitätspolitik für „das Eintreten einer bestimmten Gruppe für ihre eigenen Interessen“ hält, würde es ausreichen von „Interessenpolitik“ zu sprechen. Interessen können sich ändern und wenn eine Gruppe für ihre Interessen eintritt bezieht sie sich auf etwas, das verhandelbar ist. Eine Gruppe, die Identitätspolitik betreibt, tritt für etwas ein, das nicht verhandelbar ist, sondern beharrt darauf, dass ihre Identität erst jene Interessen formt für die sie eintritt. Mit seiner scheinbar harmlosen, aber grundsätzlich falschen Definition entgeht Amelung etwas ganz Entscheidendes. Identitätspolitik, also jener Cluster an Theorien und politischen Praxisformen, die über Political Correctness und postmoderne Philosophien Eingang in die Akademien, die Politik und die Medien gefunden haben, ist eine andere Form von Politik als jene der Arbeiterbewegung. In der Regel versuchten Arbeiterbewegungen nicht ihre „Identität“ zu sakralisieren, sondern diese aufzuheben, vor allem wenn das Ziel gewesen ist konkrete Lebensbedingungen zu verbessern und ökonomische Fragen als Zusatzklauseln eines Gesellschaftsvertrags zu verhandeln. Wenn Arbeiterbewegungen identitätspolitische Gestalt annahmen, dann können diejenigen, die das behaupten nur die stalinistischen und maoistischen Regime meinen, die Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeitskraft als propagandistischen Sprung nach vorwärts inszenierten. Und vor allem ist sie eine andere Politik als jene der Bürgerrechtsbewegung der 60er, als deren Gegensatz Identitätspolitik sich selbst etablierte. Der Versuch die Arbeiterbewegung als „Identitätspolitik“ zu vereinnahmen ist ein politischer Coup sich in Legitimitätsdiskurse zu hacken, die mittlerweile die Kraft verloren haben sich gegen diese unverschämte Aneignung zu wehren.[45] (Man ist fast geneigt „cultural appropriation“ dazu zu sagen.) Der Konflikt zwischen Martin Luther King und Malcolm X ist darum die Blaupause für den Gegensatz zwischen Interessenspolitik und Identitätspolitik. Während Martin Luther King und die Bürgerrechtsbewegung darauf aus waren, den afroamerikanischen Bevölkerungen zu Bürgerrechten zu verhelfen und damit ihre Interessen als Bürgerinnen und Bürger der Vereinigten Staaten zu verteidigen[46], war Malcolm X bis zu seinem Bruch mit der Nation of Islam genau daran überhaupt nicht interessiert. Malcolm wollte Segregation, lehnte das System demokratischer Repräsentationen an sich ab und hielt eine Partizipation von AfroamerikanerInnen an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für unmöglich. Bewaffnet mit dem Verweis auf „The Honourable Elijah Muhammed“, aber im Stile und im Geist bolschewistischer und kommunistischer Agitation ging es Malcolm (vor 1964) letztlich um einen revolutionären Bürgerkrieg, der die schwarze und weiße Bevölkerung dauerhaft trennen und streng segregierte Zonen schaffen sollte. Wenn wir von „Identitätspolitik“ reden, dann geht es nicht darum ob Sozialpolitik wichtiger ist als das Binnen I, sondern darum zu erkennen, dass die von Amelung wohlwollend zitierte Behauptung von Jürgen Martschukat schlicht falsch ist, es gehe „um Bildungschancen, Arbeitsmöglichkeiten, Zugang zu Wohnraum und damit auch um das, was man in der Tasche und auf dem Tisch hat. Identität und Gesellschaftsordnung sind untrennbar ineinander verschränkt, und Identitätspolitik ist das Instrument, dieses Verhältnis zu gestalten.“[47] Es fällt weder Amelung noch Martschukat[48] auf, dass vor allem der historische Nationalsozialismus Identität als wichtigstes Instrument zur Gestaltung einer Gesellschaftsordnung verstand und dass eine solche Idee bereits an sich der Rückschritt in die Barbarei ist. Unter Verhältnissen linker Hegemonie wird Demokratie nur noch als Anspruch auf Dominanz verstanden, weil das Nicht-Identische der Identität selbst bereits schadstoffarm entsorgt wurde. Forderungen sozialpolitischer Art sind rhetorische Täuschungsmanöver, weil Identitätspolitik heißt den Konflikt um Identität(en) als solchen permanent zu eskalieren. Das genau meinen AktivistInnen damit wenn sie wie das von Amelung erwähnte Combahee River Collective 1977 postulieren „dass die radikalste Politik direkt aus ihrer eigenen Identität komme…“. Ziel ist es den Gesellschaftsvertrag zu sprengen, nicht ihn um weitere Klauseln zu erweitern. Mögliche rationale Interessen spielen dabei keine Rolle, weil jedes Zugeständnis, das die Gegenseite machen kann, dazu benutzt werden wird den Konflikt weiter zu treiben. Palästinensische Fraktionen jedweder Prägung spielen dieses Spiel seit fast sieben Jahrzehnten und haben bis heute kein Interesse daran dies zu ändern. Es ist kein Zufall, dass #blacklivesmatter regelmäßig offene Unterstützung für BDS signalisiert und die eigenen Diskurse über US-Polizeigewalt mit antisemitischen Memen über Israel anreichert (wie auch im Falle George Floyds[49]). Identitätspolitik geht es darum, die bestehenden Systeme demokratischer Repräsentation auszuhöhlen und von innen zu zerstören, indem die jeweiligen identitätspolitischen Agenden dazu benutzt werden feindlich wahrgenommene Bereiche konfliktuell zu übersteuern. Identitätspolitische Akteure sind Mobs, die wenn sie bekommen was sie wollen, noch unbedingter und mit viel radikaleren Forderungen weiter machen.[50] Ganz kurz gesagt ist Identitätspolitik ein Mittel des Bürgerkrieges und auf das aus, was der klassische Marxismus gerne Revolution nennt. Wer Identitätspolitik etwas entgegen setzen will, nennen wir es kurzerhand Nicht-Identitätspolitik, muss der schamlosen Lüge, es würde um „Bildungschancen, Arbeitsmöglichkeiten, Zugang zu Wohnraum“ gehen etwas Besseres entgegen setzen, als Amelung dies tut. Er kann in seinem Text zwar einige der gröbsten Exzesse identitätspolitischer Aktivitäten schildern und eine relativ kohärente Geschichte der postmodernen Theoriebildung erzählen, aber er fällt auf den gleichen Trick herein, der die linke Schwäche für Opfernarrative stets begleitet hat. Er wagt es nicht, die absurden Selbstbeschreibungen des queeren und postmodernen Aktivismus zu hinterfragen, der seine sprachpolizeilichen Maßnahmen stets damit rechtfertigt als „Marginalisierte“ zu sprechen. Aber genau wie #blacklivesmatter ist der postmodernde queere Aktivismus alles Mögliche, nur nicht „marginalisiert“. Vor kurzem etwa konnten transgender affine Akteure einen globalen Konzern wie Procter & Gamble vor sich her treiben.[51] Die von der Kritik in „Beißreflexe“ unangenehm berührten Wokeness Brigaden arbeiten und schreiben in etablierten Medien, unterrichten als HochschullehrerInnen auf den Universitäten, dominieren die Portale des vernetzten Aktivismus, besetzen die Boards von Diversity und Equity Management Gremien, arbeiten in der Unterhaltungsindustrie und sind wie Judith Butler oder Jasbir Puar als Intellektuelle auf der ganzen Welt berühmt.[52] Die Szenen und Milieus, die sich gegen die Kritik an ihrem Extremismus mit erbitterter Wut zur Wehr setzen, sind Profiteure eines seit mindestens fünf Jahrzehnten währenden Marsches durch die Institutionen, der ihre Fächer und Agenden erfolgreich in den Curricula westlicher Universitäten etabliert, ihre Themen und Anliegen in klassischen und sozialen Medien verankert, sich in den Boards der Marketing und Werbeagenturen fest gesetzt und die Human Resources Departments internationaler Konzerne erobert hat. Diese angeblich „Marginalisierten“ sind ein fester Bestandteil des Mainstreams der linken kulturellen Hegemonie, die sich zudem das Privileg gesichert hat die eigene Opferrolle in ständigen Kreisläufen in den Unterhaltungsindustrien zu zelebrieren. Der Anspruch des postmodernen Theorieclusters, sich mit Marginalisierten (oder wen man dafür hält) zu beschäftigen geht immer mit der nicht ausgesprochenen Vereinbarung einher, selbst unter dem Schutz des Marginalisierungslabels zu stehen, weil dies in der politisch korrekten Sprache bedeutet sich selbst unkritisierbar gemacht zu haben. Kritik an der Theorie kann damit immer als Kritik an den Marginalisierten selbst denunziert werden. Das Gerede von den „Privilegien“ ist der Freud’sche Versprecher einer privilegierten Klasse, die sich ihr Privileg auf Selbstviktimisierung nicht streitig machen lassen will, weil es die hegemoniale Ausübung des Privilegs garantiert und damit den Vorwurf den man anderen macht zur eigenen legitimen Praxis erklärt. Doris Lessing sagte es bereits: „It is a heritage of communism…”.

  1. Was könnte Nicht-Identitätspolitik sein?

„Ich habe auf das richtige Pferd gesetzt, aber es hat leider nicht gewonnen.“

(Gerhard Gundermann)

In den meisten Texten, die dem Treiben der Propagandisten eines „Rassenkriegs“ (Foucault) kritisch gegenüber stehen, kommt immer jene Stelle an der die Autorinnen und Autoren ihrem Publikum versichern: Natürlich gibt es Rassismus! Natürlich ist Rassismus ein Problem! Die ideologische Übermacht linker Hegemonie zwingt alle Beteiligten dazu der ideologischen Erpressung Folge zu leisten und Schutzgeld zu zahlen, was nicht nur sinnlos ist sondern der Erpressung weiteren Raum gibt Geständnisse zu erzwingen, um die kognitive Dissonanz zu eskalieren. Die Ideologie der #blacklivesmatter Bewegung und aller anderen postmodernen Identitätsdiskurse spielt das Spiel bis zum Ende, dass Kritik an ihr und ihrer Sache bedeuten muss, rassistische Segregation, Diskriminierung von sexuellen Minderheiten, Vergewaltigung und faschistische Aggression zu unterstützen oder gar zu propagieren.[53] Es gibt kein Entkommen daraus. Hat sich eine solche Kritik trotz aller Hindernisse doch einmal Gehör verschafft, lässt der Gegenschlag in Form untergriffiger Beleidigungen („white fragility“, „male tears“ etc.) nicht lange auf sich warten. The game is rigged. Der Preis für eine Existenz, die sich dem opportunistischen Konsens verweigert war niemals gering. Es ist eine unausweichliche Konsequenz kritischen Denkens, dass Macht entgegen zu treten etwas kostet, unter anderem dass man damit leben können muss unbeliebt zu sein.

Kritische Theorie hat es niemals als ihre Aufgabe betrachtet Lösungen für die Aporien anzubieten, die sie selbst als Folge ihrer eigenen Philosophie zum Gegenstand ihrer Reflexion gemacht hat. Auch dies sollte Kritische Theorie zum Anlass nehmen sich selbst neu zu orientieren. Linke Hegemonie ist nicht über Nacht entstanden, sondern hat sich über Jahrzehnte lange Arbeit in den Institutionen und Medien als Gegenmacht der Sprachregime[54] etabliert, die Technologie der digitalen Revolutionen klug und zielgerichtet für sich genutzt und die behäbige Schwere der traditionellen Theorie gegen diese gewendet. Dies bedeutet auch, dass sich Kritische Theorie mit dem Gedanken abfinden muss, heute selbst traditionelle Theorie geworden zu sein, die von den „critical studies“ nach allen Regeln einer denunziatorischen Hermeneutik ausmanövriert wurde. Das demokratische Potential der Kritischen Theorie ist deshalb nicht einfach verschwunden und ihre Philosophie keineswegs veraltet. Aber sie muss sich im Angesicht dieser Bedrohung neu definieren und auf diese Kriegserklärung Antworten finden, die nicht in der Selbstaufgabe enden. Diese Antworten müssen nicht notwendigerweise aus der Kritischen Theorie selbst kommen. Es könnte nützlicher sein, sich für ein neues Denken der unerwarteten Art zu öffnen, einem Bewusstsein für den Charakter von Zivilisation, der sich in der globalisierten kapitalistischen Expansion als Herausforderung stellt, Hegels Begriff des Weltgeists philosophisch neu zu erden. Eine Beschäftigung mit Gotthard Günther könnte dabei hilfreich sein. Anders als Adorno und Horkheimer hatte der aus Deutschland vor den Nazis emigrierte Philosoph Gotthard Günther (1900 – 1984) eine beachtliche Karriere in den USA. Als hegelianisch geschulter Denker trug er zur Etablierung der Kybernetik bei und beschäftigte sich mit der Grundlegung einer mehrwertigen Logik, die auch heute noch unrealisierbar ist. Er sah in den USA keine herkömmliche Kultur und verbat sich vor allem eine europäisch herab lassende Attitüde ihr gegenüber. Er sah den neuen Typus einer Zivilisation, der sich anschickte den kulturellen und politischen Horizont der Weltgesellschaft selbst zu erweitern. Günther analysierte die Vereinigten Staaten als Versuchslabor der globalen Gesellschaft und schrieb der von klassischer Metaphysik unbeeindruckten Einwanderergesellschaft zu, eine „Überwindung der Weltfurcht“ vollbracht zu haben.[55] Die „regionalen Hochkulturen“ (Spengler) werden nach Günther von einer globalen Zivilisation neuen Typs abgelöst. Sie tritt nicht als Weltsouverän auf, sondern exportiert den von metaphysischem Verfall begleiteten Sprung in die globale Expansion und darüber hinaus.[56] Es gibt darum nicht bloß eine, sondern mehrere globale Zivilisationen, die miteinander und multipolar im Wettbewerb stehen. Günther zufolge wird der Übergang von den regionalen Hochkulturen zu den globalen Zivilisationen von einer immanenten Krise begleitet, dass binäre Logik wie sie von Aristoteles zuerst formuliert wurde und heute als siliziumbasierte Hochtechnologie existiert, an den Grenzen ihrer Möglichkeit steht. Ein Bit, das nur nicht die Zustände 0 und 1, sondern beliebig viele Zustände zur selben Zeit annehmen kann, ist nicht nur ein technologischer Sprung, sondern würde die gesamte seit Aristoteles definierte metaphysische Logik sprengen. Sie wäre dann nur ein Spezialfall unter unendlich vielen. Eine postaristotelische Zukunft (in der wir uns noch lange nicht befinden) würde die Grundfesten unserer Logik und unserer Wissenschaften so nachhaltig verändern, dass Quantencomputer und Echtzeitinformation darin nur als Fußnoten erscheinen würden. In Günthers Philosophie bekommt der Begriff des Metaphysischen als Kompass in einer Metaphysik-feindlichen Globalisierung eine unerwartet emanzipatorische Wendung, mit der die postmodernen Identitäts-Logiken als jene reaktionären Kräfte erscheinen, die den notwendigen Bezug zu einem Absoluten und dem seelischen Bedürfnis nach einer Verbindung zum Anderen von der menschlichen Natur abtrennen wollen. Man muss es wiederholen: Linke Hegemonie ist die Verdrängung des Nicht-Identischen. Ich möchte daher drei Ideen anbieten, über die Möglichkeiten von Widerstand gegen linke Hegemonie zu sprechen, also das Nicht-Identische gegen die binäre Logik von Identitätspolitik zu stellen.

Verantwortung

„I’m the enemy of the unlived meaningless life…” (Bob Dylan)

Linke Hegemonie ist therapeutische Intervention in das Vakuum erlebter Ohnmacht. Die Ausdehnung der Paradigmen von Opfern und Tätern zu Invarianten persönlicher Selbstbeschreibungen sind von Autoren wie Christopher Lasch bereits um etwa 1980 herum bemerkt worden.[57] Die gnostische Unterscheidung zwischen absolut Gutem und absolut Bösem wird zum Seminar der Opfer und Täter Bewirtschaftung für das sich die PatientInnen in einer der Kategorien registrieren müssen. Linke Hegemonie betrachtet Widerstand gegen sich als psychische Pathologie, der durch Erziehung, Sozialarbeit und therapeutische Begleitung Geständnisse abgerungen werden muss, um das Subjekt in eine dezentrierte Selbstbeobachtungsagentur umzubauen. Letztlich will sie Gesellschaft gegen Foucaults ursprüngliche Intention, aber mit seiner Philosophie zu einer selbstverwalteten Dauertherapieeinrichtung umgestalten, deren Utopie die Abschaltung der menschlichen Natur ist. Alles ist sozial konstruierbar und technologisch eine Frage von Umgebungsvariablen. Innerhalb dieser ideologischen Kuppel ist es möglich zur gleichen Zeit daran zu glauben, dass die „white supremacy“ eine absolute, unveränderliche Größe ist, eine universale Konstante sozusagen, aber andererseits auch alles am Menschen für unmittelbar formbar, veränderbar, manipulierbar zu halten. Oder: die Gegebenheit eines autonomen Subjekts, das irren, wählen und entscheiden kann, radikal in Frage zu stellen und jeden Freiheitsgrad menschlicher Existenz zu negieren, aber zur selben Zeit in höchster Furcht vor dem Assemblerdurchbruch Künstlicher Intelligenz zu leben, die genug Subjektivität und freien Willen besitzt, die Menschheit zu versklaven oder auszulöschen. Adorno und Horkheimer warnten in der „Dialektik der Aufklärung“ sehr hellsichtig davor, dass die Illusion völliger Naturbeherrschung auch eine Folge von Machbarkeitsphantasien ist, die auf der Entgrenzung technologischer Paradigmen beruht. Wenn es also einen Gegensatz zwischen Kritischer Theorie und Poststrukturalismus gibt, dann ist es die Kritik der Machbarkeitsphantasien die eine therapeutische Supervision von Gesellschaft anstrebt und die in der „Dialektik der Aufklärung“ im Kapitel über die Kritik der Kulturindustrie zumindest angedeutet wurde. Die Vision therapeutischer Kontrolle ist nur durch hypermoralische Gewalt möglich, die von Emanzipation spricht, aber sich als Repressionsapparat realisiert. Adorno schreibt: „Der Satz Hegels, dass es kein moralisch Wirkliches gebe, ist kein bloßes Durchgangsmoment zu seiner Lehre von der objektiven Sittlichkeit. In ihm bricht bereits die Erkenntnis durch, daß das Moralische sich keineswegs von selbst versteht, daß das Gewissen richtiges Handeln nicht gewährleistet und daß die reine Selbstversenkung des Ichs in das, was zu tun sei oder nicht zu tun sei, in Widersinn und Eitelkeit verstrickt.“[58] Die Kritische Theorie steht dort gegen die Ideologie der moralischen Überwachung durch das eigene Selbst, wo sie dem Individuum bewusst macht, dass es auch durch Selbstreflexion dem Zwang des Nicht-Identischen nicht entgehen kann. Die Zurichtung des Selbst ist heute die unbedingte Anforderung, sich zur freiwilligen Selbstbeobachtung durch Über-Ich Strukturen in die Kategorie eines Opfers zu zwingen, das von jeder Eigenverantwortung befreit ist oder in jene eines Täters, damit man diese endlich an die therapeutische Instanz abgeben kann. Das Ideal der therapeutischen Gesellschaft besteht also darin Handlungsfähigkeit bewusst aufzugeben und sich mittels aktiver Selbstbeobachtung als Abbild des weißen, heterosexuellen Patriarchats öffentlich zu denunzieren oder sich als Opfer desselben erkennen zu geben. Wenn man Foucault gelesen hat, dann weiß man, dass es rein um die Geständnisse selbst geht, die Macht den Subjekten abverlangt, nicht darum wo oder wie sie stattfinden. Unmoderne Subjekte sprich gescheiterte Selbstbeobachtungsagenturen, die diese Disziplinierung des Ichs nicht zustande bringen und die ärztlichen, sozialarbeiterischen oder psychotherapeutischen Ratschläge durch einen Mangel an Selbstkontrolle hintertreiben, sind die wirklichen Verlierer dieser Gesellschaft, um die sich ein gigantischer bürokratischer Apparat zu kümmern hat. Die Übergewichtigen, Drogenabhängigen, psychisch Auffälligen, sexuell Gestörten, dauerhaft Arbeitslosen oder zum richtigen Denken Unfähigen, denen – aus welchen Gründen auch immer – die innere Struktur fehlt sich einer nachhaltigen Selbstdisziplin zu unterwerfen, sind der Gegenstand eines technokratischen social engineering Programmes, für das linke Hegemonie eine eigene Zulieferindustrie sozialstaatlicher Alimentierung anbietet. Sie macht anders als ihre Vorgängerinnen keine Glücksversprechen mehr, sondern schreibt sich selbst eine religiös anmutende Diagnosekompetenz zu. Ihre angebliche Fähigkeit besteht darin für jedes Übel eine wirksame Lösung parat zu haben. Statt „persuit of happiness“ propagiert sie „anything can be fixed“. Man kann von Jordan Peterson sehr viel oder sehr wenig halten, aber der enorme Erfolg seiner Botschaft, Eigenverantwortung als wesentlichsten Motor einer Ablehnung von Selbstviktimisierung zum Zwecke der Auslieferung an das social engineering zu propagieren, verweist darauf, dass der Systemzwang nicht Schicksal ist, sondern eben nur Zwang. Zwang kann man sich widersetzen, um den Preis atomisierter Individualität. Die Atomisierung der Individuen ist der Ausgangspunkt Kritischer Theorie gewesen, mit der sie die unausweichliche Frustration dieses Vorgangs als Sollbruchstelle für die faschistische Massenmobilisierung erkannt hat, und für die der Antisemitismus die soziale Bedingung ihrer Ausbreitung gewesen ist. Die zeitgenössische Form der modernen westlichen und letztlich globalen Existenz im Äther sozialer Medien ist jedoch die gesellschaftliche Norm einer Atomisierung von Individualität, zu deren Kompensation linke Hegemonie Identitätspolitik und Mobbildung zur Verfügung stellt. Möglicherweise ist die Sollbruchstelle darum heute nicht mehr die Regression in den Faschismus, sondern die Flucht in esoterische Simulacren, die jedoch nach wie vor den Antisemitismus für das Monitoring sozialer Kontrollinstanzen benötigen. Kritische Theorie muss sich fragen, ob sie innerhalb des Systemzwangs entzwängende Techniken des Selbst und nachhaltige modale Psychologien finden kann, die es ermöglichen Gemeinschaften von Individuen zu bilden, die auf der Ethik von Eigenverantwortung aufbauen und die Selbstviktimisierung postmoderner Identitätsparadigmen verhindern können. Es gibt kein Außen des Systemzwangs, aber auch keinen Grund anzunehmen, dass es innerhalb desselben keine „Lücken im Vertrag“ (Adorno/Horkheimer) gibt. Eine Hilfestellung dabei könnte die Kritik am Islam anbieten. In der Trinitätslehre christlicher Dogmatik spiegelt sich der interessanteste Gegensatz zum Identitätsgebot des Islam wieder: Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger Geist beschreiben die Natur Gottes selbst als Spaltung und damit als Nicht-Identität Gottes mit sich selbst, die das Nicht-Identische als durchgängiges Wesensmerkmal jeder Subjekthaftigkeit an den Beginn aller Reflexion über das Sein stellt.[59] Nicht-Identität bedeutet Verantwortung für den unauflösbaren und nicht darstellbaren Rest zu übernehmen, der jede endliche Existenz begleitet. Es gibt kein Entkommen vor der Metaphysik. Hegel schreibt in der „Wissenschaft der Logik“, „daß die Identität ein Verschiedenes ist; denn sie sagen, die Identität sei verschieden von der Verschiedenheit; indem dies zugleich als die Natur der Identität zugegeben werden muß,…“.[60] Identität ist nicht-identisch mit sich selbst. Das ist wahre Metaphysik und es gehört zu den ganz großen Leistungen der Kritischen Theorie dies nicht nur erkannt, sondern zu einem Eckpfeiler dessen gemacht zu haben, was sich irgendwie als Emanzipation beschreiben ließe. Das Christentum ist die historische Überlieferung des Nicht-Identischen, die westliche Zivilisation dazu befähigte über den eigenen Horizont hinaus zu blicken und die prinzipielle Möglichkeit eines autonomen Subjekts zu konzipieren. Im Prinzip der Verantwortung für etwas, das sich konkret benennen lässt, spiegelt sich diese Möglichkeit mit all ihren Fallstricken, falschen Versprechungen und unüberwindbaren Hindernissen wider.

Tragik

„Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“ (Hölderlin)

Die größte Stärke der Kritischen Theorie ist es immer gewesen, die Utopie und das Glücksversprechen nicht aufgeben zu wollen, aber das Versäumnis seiner Verwirklichung vor dem Hintergrund der Tatsache zu verankern, dass uns dies nicht von der Verpflichtung entbindet es gegen jede Evidenz oder Utopie aktiv anzustreben. Auf diese Weise öffnete Kritische Theorie sich dem Tragischen, das die Fluchtlinien eines widerständigen Charakters definiert, der sich nicht beugen will, obwohl es chancenlos erscheint. Was versäumt wurde, auch das scheint Adorno mit dem Wort andeuten zu wollen, kann trotzdem nachgeholt werden, auch wenn es dafür keine Garantien gibt. Widerstand macht nicht frei, aber Widerstand formuliert in engen Grenzen was noch denkbar ist und worauf Hoffnung sich noch stützen kann. Marxistische Lehre hat es nie vermeiden können, die Kontingenz aller Geschichte zu ignorieren und hat Kontingenz, wenn möglich, strikt geleugnet. Die Versicherung auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen war niemals möglich ohne das Dogma, dass tatsächlich alle Geschichte Gesetzen und Mustern folgt, die eine präferierte historische Entwicklung alternativlos machen. Linke Hegemonie folgt diesem Muster und ist eine ideologische Selbstbeschreibung der Alternativlosigkeit, die dazu dienen soll alle rivalisierenden Erfahrungen unsichtbar zu machen. Eine Sicht auf Geschichte, die nicht deterministisch ist, sondern Kontingenz denken kann, kann sich nur als tragisches Bewusstsein offenbaren, an der die Diagnose(in)kompetenz linker Hegemonie scheitern wird.

Die Tragödie (griechisch τράγος, tragos, „Bock“ und ᾠδή, ōdē, „Gesang“)[61], wie sie von den griechischen Dramatikern als Kunstform etabliert wurde, beschäftigt sich mit dem Schicksal des Einzelnen im Angesicht der Katastrophe, die er oder sie weder beeinflussen noch abwenden kann, sondern durch das eigene Handeln erst zum vollen Ausbruch bringt. Die Tragik der Tragödie besteht vor allem darin, dass die handelnden Figuren ihr Schicksal durchleben und sich dagegen wehren, aber das Publikum, das den Ausgang und das Ende bereits kennt sich durch die Katharsis dazu auf kontingente Weise verhalten muss. Es war ausgerechnet Gilles Deleuze, der mit Felix Guattari in „Kafka. Für eine kleine Literatur“ (1976) den wunderbaren Satz schrieb:„Die Vaterfrage heißt nicht, wie man sich vom Vater befreien kann (…), sondern wie man dort einen Weg findet, wo er keinen gefunden hat.“ Die Griechen waren Pragmatiker und keinesfalls Fatalisten. Die Erfahrung des Lebens in der Antike kannte das Konzept des „happy end“ nicht. Die Erwartungshaltung des Publikums im antiken Theater war nicht auf das Ende der Geschichte hin fixiert, sondern auf das Durchleben der Geschichte selbst, die Sichtbarmachung der zahllosen seelischen Zustände menschlicher Emotionen, die Freiheitsgrade des Nicht-Identischen. Durch das Miterleben in der Tragödie öffnet sich dem Individuum der Raum einer Existenz, in der letztlich die pragmatische Anerkennung der Realität selbst die einzige Art und Weise ist sie zu ertragen. Die tragische Sichtweise auf das Leben steht in mehreren Hinsichten gegen die „anything can be fixed“ Mentalität der therapeutischen Kultur. Aus tragischer Sicht ist das Leben ergebnisoffen und konvergent und dies macht notwendig die Abwesenheit eines „happy end“ auszuhalten. Es gibt in der Tragödie für die handelnden Figuren kein moralisches Ziel über dem eigenen Überleben im Auge des Sturms hinaus, und selbst dies steht nicht selten auf verlorenem Posten, aber für das Publikum ist das moralische Ziel die Unausweichlichkeit des Schicksals selbst seelisch zu überleben und neue Reflexionsformen für seine Bewältigung zu trainieren. Eine solche Sichtweise ist nicht pessimistisch, weil Pessimismus zumindest die Wahl zwischen verschiedenen Sichtweisen voraussetzt für die man sich entscheiden kann. Die Sichtweise der Tragödie ist realistisch, weil es die Wahl nicht gibt, sondern nur die Entscheidung das Unvermeidliche zu akzeptieren und die opportunistische Bejahung des Ganzen trotzdem zurück zu weisen. Adorno und Horkheimer wählten nicht zufällig Odysseus, den prototypischen Charakter der tragischen Existenz, um das Konzept der abendländischen Subjektivität zu demonstrieren. Wer mit den Wölfen heult, braucht die Versicherung einer therapeutischen Instanz, dass er oder sie alles richtig gemacht hat, eine Über-Ich Autorität von der man dafür gelobt werden möchte ihr gegenüber unfolgsam gewesen zu sein.[62] Den Therapieinstanzen linker Hegemonie ist gemeinsam, dass sie bestimmte Probleme, unabhängig von ihrer empirischen Realität, als Ausdruck einer großen Erzählung betrachten, die als metaphysische Inthronisierung des heterosexuellen kapitalistischen weißen Patriarchats die Rolle eines ideellen Gesamtbösewichts übernimmt. Wir haben es bereits erwähnt: Die Dichotomie der Opfer und der Täter wird nur als starre, unüberwindbare Opposition wahrgenommen. Wer Opfer gewesen ist, bleibt es für immer. Wer Täter ist muss es auch immer bleiben, es sei denn der Täter unterwirft sich der therapeutischen Logik und tritt den Weg in die Unmündigkeit des Opfers an, das für seine Taten nicht mehr verantwortlich zu machen ist. Die tragische Sicht der Dinge sieht die Dichotomie zwischen Täter und Opfer völlig anders. Jede/r kann zu jeder Zeit Täter/in und Opfer werden und manchmal auch beides zugleich. In den antiken Gesellschaften etwa war die allgemein akzeptierte Institution der Sklaverei ein Schicksal, das jeden treffen konnte. Es war möglich im Lauf eines Lebens Sklavenhalter und selbst Versklavter zu sein, ohne dass dies dazu geführt hätte Sklaverei selbst in Frage zu stellen. (Erst das Christentum wird dies tun.) Es gibt keine ontologische Differenz zwischen diesen Zuständen, die jene gnostische Trennung in absolut Gutes und absolut Böses in der therapeutischen Gesellschaft notwendig macht. Klassische Religion benennt die Sünde als Schwäche des Individuums sich der Wahrheit Gottes zu öffnen. Postmoderne sieht es als Sünde an vom Individuum zu sprechen und von Wahrheit an sich und verschiebt den Blick auf das unveränderliche Böse. Monotheistische Religion kennt das Prinzip der Vergebung, linke Hegemonie hat auch die Vergebung abgeschafft, weil es die Verantwortung des Individuums als solches ablehnt. Eine tragische Sicht der Dinge kann sich jedoch nicht mit dem abstrakten Bösen abfinden, dem Bösen das jede therapeutische Gesellschaft zur Aufrechterhaltung ihrer systematischen Entmündigung der Verlierer benötigt. Wer Verantwortung übernimmt verzichtet auf die moralische Entlastung durch das Böse und betrachtet es im Sinn der antiken Stoa als etwas, das entweder nicht zu ändern ist oder als etwas das (zum gegebenen Zeitpunkt) außerhalb der unmittelbaren Handlungsfähigkeit liegt. „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!“, sagt Jesus in Johannes 8,7. Er sagt nicht: „Werft keinen Stein!“. Er sagt: „Werft den Stein, wenn ihr die Verantwortung dafür übernehmt und die Konsequenzen ertragen könnt.“ Die tragische Position verwirft die Über-Ich Instanzen der therapeutischen Gesellschaft und verweigert sich dem Zwang eines moralischen Ideals entsprechen zu müssen, das moralisches Handeln selbst unmöglich macht. Man ist kein Opfer mehr, wenn man in der Lage ist Opfer zu bringen. Wer Verantwortung übernimmt kann nicht nur scheitern, sondern ist auch der Möglichkeit anheimgefallen bewusst unmoralisch gehandelt zu haben. Für unmoralisches Verhalten gibt es keine Entschuldigung, sondern eben nur – Verantwortung.

Freiheit

„Alle Dinge sind an sich selbst widersprechend.“ (Hegel)

Die größte Schwäche Kritischer Theorie ist, dass sie Freiheit nicht denken kann. Zwar „ist Freiheit in der Gesellschaft vom aufklärenden Denken unabtrennbar“ (Adorno/Horkheimer), aber eben jene Freiheit hat sich schon in den Rückschritt verwandelt, den sie gar nicht zulassen sollte. Überall lauert die Ideologie, die dem Subjekt das falsche Glücksversprechen über Ersatzhandlungen des Konsums und der Befriedigung übermächtiger Begierden einflüstert. Nirgendwo ist das Subjekt mächtig genug der Verführung zu widerstehen, das Nicht-Identische erfasst all seine Wahrnehmungen und inneren Prozesse, jede Utopie erweist sich als Vervollkommnung des Terrors mit der die Inhaftierung der Subjekte ins falsche Leben durch gesetzt wird. Die Kritik der Ideologie wird darin als etwas gesehen, das Ideologie nicht an sich verändern kann. Aber wäre das so, gäbe es nicht einmal eine allgemeine Vorstellung von Freiheit, die als Wort noch diese Bedeutung hätte. Freiheit muss daher etwas mit der unbewussten Nachhaltigkeit des Nicht-identischen zu tun haben, Ideologie immer wieder bloß zu stellen oder zumindest zu hintertreiben. Die Kritik der Ideologie wird in der Kritischen Theorie als etwas betrachtet, dass Ideologiekritik zwar nicht unmöglich macht, aber auch den Kritiker der Ideologie selbst dauerhaft durch ihre Wirkungen kontaminiert. Sich von der eigenen Ohnmacht und der Macht der anderen nicht dumm machen zu lassen, ist letztlich das Eingeständnis, dass auch Ideologiekritik selbst dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Freiheit bleibt darin nicht fassbar, einzig und allein die Spuren ihrer Abwesenheit können als solche überhaupt nachverfolgt werden. Adorno schreibt: „Ebenso wiederum könnte Freiheit, ungeschmälert herzustellen einzig unter gesellschaftlichen Bedingungen entfesselter Güterfülle, gänzlich und vielleicht spurlos ausgelöscht werden.“[63] Die amerikanische Linke, die der „Frankfurt School“ zu Unrecht die Rolle einräumte ihr die philosophische Grundlage für eine anti-liberale Haltung geliefert zu haben, versteht im Gegensatz zur Kritischen Theorie diesen Satz rein instrumentell. Freiheit als Begriff ist für sie bereits als Karotte auf einem Stock denunziert. Die Manipulation der Sprache wird – wie Technologie und Software – als „tool“ verstanden. Indem man dieses „tool“ benutzt, schreibt man der Sprache jedoch dieselbe Macht und Präsenz zu (vor der Derrida paradoxerweise in seiner Kritik des Logozentrismus noch warnte), die Freiheit als solche ausschließt und nicht einmal mehr das Glücksversprechen übrig lässt. Ideologie ist überall und voll von falschen warenförmigen Angeboten, aber postmodern gewendet bietet sie an, was Lacan den „Herrensignifikanten“ nannte: die überraschenderweise rein binäre Vorstellung, dass die Herrschaftsverhältnisse schlicht umgekehrt werden können. Reichert man diese Idee mit karnevalesker Literaturtheorie an, die implizit eine Aufhebung der Subjekt/Objekt Relation fordert, bekommt man eine äußerst toxische Substanz, die sich in unsicheren sozialen Beziehungen mit Wut und Zorn verbinden kann, die das zerstört was sie angeblich erschaffen wollte. Kurz gesagt: für Kritische Theorie schafft sich Freiheit immer selbst ab, einfach indem sie versucht sich zu realisieren. In diesem Denken liegt eine Schwäche, durch die Kritische Theorie im Zirkelschluss mit sich selbst das eigene Nicht-Identische nicht mehr wahrnehmen kann.

Adorno: „Je mehr Freiheit das Subjekt, und die Gemeinschaft der Subjekte, sich zuschreibt, desto größer seine Verantwortung, und vor ihr versagt es in einem bürgerlichen Leben, dessen Praxis nie dem Subjekt die ungeschmälerte Autonomie gewährte, die es ihm theoretisch zuschob. Darum muß es sich schuldig fühlen.“[64]

Die Schwäche besteht nicht darin, dass das falsch wäre, sondern dass die Schilderung des „nie“ zum metaphysischen Urteil wird, das in der Theorie jene Unausweichlichkeit herstellt, die man mit der Kritik eigentlich zu unterminieren hoffte. Durch das „nie“ scheinen Freiheit und Schuld untrennbar verbunden, weil Freiheit nicht gelebt werden kann, obwohl sie versprochen wurde. Aber diese Kausalität ist nicht eindeutig. Schuld muss nicht in jedem Fall die Konsequenz nicht einlösbarer Autonomieperspektiven sein. Die Unfähigkeit zur Freiheit in der Freiheit der bürgerlichen Gesellschaft selbst, kann als Folge jener Schuldgefühle und Selbstbeobachtungen betrachtet werden, die den Subjekten in der verwirrenden Ungleichzeitigkeit ihrer Triebschicksale begegnet. Schuld und Schuldgefühle, die psychologisch in den Erziehungsinstanzen als Unterwerfung unter die Autorität eingeübt werden, identifizierte die Kritische Theorie als ein zentrales Phänomen in der Herausbildung faschistischer Charaktere und sie stellt einer der ersten Voraussetzungen historisch und intellektuell für sie dar, den Mangel an Freiheit in bürgerlichen Gesellschaften überhaupt als Fragestellung in Betracht zu ziehen. Es kann also ebenso daran liegen, dass die Klaviatur der Schuld, auf der linke Hegemonie so virtuos spielt, jene Voraussetzung ist, unter der sich die Freiheitsparadigmen immer in Netze des Systemzwangs verwandeln und die opportunistische Bejahung des Ganzen das Eintrittsgeld für die Umkehrung binärer Koeffizienten im Herrensignifikanten darstellt.

Freiheit zu denken oder vielmehr die Schwierigkeit das zu bewerkstelligen, hat mit den Tücken des Negativen zu tun, die Vermeidung des identifizierenden Denkens als politische Handlungsanleitung zu konzipieren. Nicht-Identitätspolitik ist nicht einfach ein Gegensatz zu Identitätspolitik, nicht ihr Antipode oder ihre Verneinung, sondern im Sinne der Kritischen Theorie die Zurückweisung der Identifikation des Begriffs mit ihrem Gegenstand. Freiheit als Begriff macht also dort Sinn, wo er sich als subjektive und individuelle Zurückweisung des Paradigmas identitätspolitischer Macht der linken Hegemonie realisiert. Wenn „Critical Whiteness“ ihre Feindbilder ordnet, dann fällt auf, dass neben der „white supremacy“ vor allem die Dämonisierung der „Farbenblindheit“[65] breiten Raum einnimmt. Linke Hegemonie lässt nicht zu, dass sich irgendjemand gegenüber dem Identitätsparadigma neutral verhält, weil die Indifferenz gegenüber der Hautfarbe ein Moment der Handlungsfähigkeit gegen die deterministische Identitätsbestimmung darstellt.

Freiheit muss als Fähigkeit gedacht werden, sich hin und wieder dem Zwang zu entziehen und eigene Handlungsfähigkeit auch gegen therapeutische Kontrollinstanzen aufrechterhalten zu können. Unter Verhältnissen linker Hegemonie gilt bereits das als ein Versuch gegen die stalinistische „Einsicht in die Notwendigkeit“ ihrer politischen Herrschaft zu opponieren. Aber Hegels eigene Worte, dass Identität nicht mit sich identisch ist, weil „Identität (…) verschieden von der Verschiedenheit [sei]“ sagen deutlich, dass das Nicht-Identische durch jeden Akt Freiheitsgrade erzeugt, die verschieden von den Zwängen sind. Freiheit ist nicht die Abwesenheit von Zwang, sondern die Fähigkeit, die es uns ermöglicht ein selbstbewusstes Individuum gegen die Zwänge zu sein. Es gibt also Handlungsbedarf.

Outro: Leistet Widerstand!

“That is a world of trade-offs, not solutions…”

(Thomas Sowell)[66]

Gilles Deleuze beschrieb (unfreiwillig) das Lebensgefühl linker Hegemonie in seinem 1985 erschienenen Buch „Das Zeit-Bild“: „Das Unerträgliche ist nicht mehr eine höhere Ungerechtigkeit, sondern der permanente Zustand der alltäglichen Banalität.“ (S. 222) Die herrschende Moral ist ein stalinistisches Geständnisregime, in der sich Foucaults Idee der Disziplinargesellschaft, die eigentlich seine Kritik betreiben sollte, zum großen Paradigma der Gegenwart verdichtet hat. Was sich in den anglo-amerikanischen Demokratien als Verfolgung der „hate speech“ etabliert hat, hat sich im Deutschen als eine Rhetorik über die „Hetze“ eingenistet, die sich durch die Praxis öffentlicher Vorverurteilung eine eigene Realität geschaffen hat. Die herrschende Ideologie wird als Diskurs einer Selbstviktimisierung wie eine performance art gelebt, mit der sich die Subjekte als Opfer des Neoliberalismus, der amerikanischen Hegemonie, des Patriarchats oder der „Holocaust Religion“ fühlen dürfen. Ihre Begründungen sind unterschiedlich, ihre Ziele die gleichen: die Instrumentalisierung des Ressentiments gegen die Unzulänglichkeit der Realität, das Abschütteln der alltäglichen Banalität im Tausch gegen einen dionysisch aufgeladenen Ausnahmezustand, der das Individuum dauerhaft von seinen Verpflichtungen befreien soll. Die Revolutionen, die uns angeboten werden sind Täuschungen, die Konsum als Ersatz für ein sinnvolles Leben verkaufen und soziale Medien als Surrogat für soziale Beziehungen. Die Lüge, dass die Rechten angeblich einfache Lösungen anbieten würden, wohin gegen Linke nur komplizierte im Programm hätten besteht darin, dass weder Linke noch Rechte Lösungen haben und dass sie weder einfach noch kompliziert sind, sondern schlicht nicht existieren. Wenn es eine Krise des Politischen gibt, dann besteht sie darin, dass die falschen alten metaphysischen Erzählungen durch eine neue falsche Religion ersetzt wurden, die das Alte zwar zerstören konnte aber selbst nichts Neues hervorbringen will. Widerstand gegen die linke Hegemonie erhält ihre Legitimation aus der Verteidigung der alltäglichen Banalität gegen die Konterrevolution technokratischer Eliten, deren Geschäftsmodell darin besteht die soziale und sozialpolitische Natur der Aufstände in eine absurde Repräsentationslogik zu verwandeln, in der Statuen fallen und sprachpolizeiliche Repressionen durch gesetzt werden, ohne ein einziges soziales Problem zu adressieren. Die Absurdität von #blacklivesmatter ist, dass sich kein Land der Welt (außer Deutschland natürlich) besser und selbstreflexiver mit dem Rassismus der eigenen Vergangenheit und Gegenwart auseinander gesetzt hat, als die Vereinigten Staaten von Amerika. Nirgendwo war die Gesellschaft aufnahmefähiger dafür das Leid zu mindern und das Unrecht wieder gut zu machen, das in ihrer Mitte entstanden ist.

„In fact, the reason we focus on racism in the West and not elsewhere is because western societies are the most responsive to black opinion. As a general rule, the Chinese, Indians and Arabs don’t seem to care very much whether we consider them racist or not. Their societies are openly assertive of their felt superiority.“, schreibt der polnisch-nigerianische Journalist Remi Adekoya.[67]

Der spezifische Hass der linken Hegemonie auf Amerika, der in Donald Trump ein dankbares Gegenüber gefunden hat, findet seine Nahrung in jener unlebendig bleibenden Philosophie, deren Verwirklichung in ihrem Versäumnis besteht. Die USA sind das Land, das den postfaschistischen deutschen und österreichischen Gesellschaften Demokratie beibrachte, und nun dafür hinterrücks bestraft wird. Der Hass auf Donald Trump ist mehr als seine ständige Denunziation ein minderbemittelter Dämon zu sein. Es ist der Hass auf die amerikanische Demokratie und dass sie trotz all ihrer Schwächen immer noch mehr an Partizipation und Aufstieg für Minderheiten und Migranten anbieten kann, als die linksgrüne Ideologie, die Migrationspolitik und Sozialstaat identitätspolitisch zu verordnen versucht. Die Erfolglosigkeit linker Sozial und Gesellschaftspolitik ihre Agenda von equity, diversion and inclusion top down durch zu setzen, sorgt dafür, dass der Antisemitismus weiterhin der bevorzugte Rohstoff ist, mit dem die Verdrängung des Nicht-identischen in den Ressentiment Mühlen linker Hegemonie industriell verarbeitet wird. Der Anti-Zionismus ist darum nicht ohne Grund ein wesentlicher Faktor in den linken Politiken, die #blacklivesmatter begleitet und mit gestaltet haben. Widerstand gegen die linke Hegemonie ist die Solidarität mit Israel und den USA. Es ist unsere historische Aufgabe, die amerikanische Demokratie (und damit auch unsere eigene) gegen die hasserfüllten Ressentiments europäischer Globalisten und Rechtsextremer zu verteidigen. Sieht man sich auf der anderen Seite des politischen Spektrums ein wenig um, bei Götz Kubitscheks „Sezession“ zum Beispiel, dann fällt vor allem auf, dass die marginalisierten rechten und rechtsextremen Identitären sich in ihren Feindbildern kaum von ihren linken Gegenübern unterscheiden: das Christentum wird ganz selbstverständlich als „Sklavenmoral“ denunziert, Israel ist ein ständiges Ärgernis, weil es an deutsche Schuld erinnert und dazu noch die Palästinenser unterdrückt, und die USA sind ein „raumfremder Hegemon“.[68] Götz Kubitschek selbst schrieb kürzlich in seinem Essay „Israel und Deutschland“:

„Man muß sich entscheiden: Ist man als Deutscher israelischer Patriot (was aus unserer Geschichte heraus eine nachvollziehbare Haltung wäre), kann man nicht gleichzeitig deutscher Patriot sein. Ist man aber deutscher Patriot (und damit vor allem daran interessiert, daß sich Deutschland seinen Interessen gemäß geopolitisch verhält), dann kann man Israel nicht bedingungslos unterstützen und muß vor allem die us-amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten ablehnen.“[69]

Dass heute selbst eine als rechtsextrem geltende Position vernünftiger und ziviler ihren Dissens mit Israel als Staat austragen kann, als jeder linke anti-zionistische Schreihals, sollte uns eigentlich schockieren. Aber es schockiert indes niemanden mehr, dass die Politik linker Hegemonie darauf aus ist, die Zerstörung Israels als Lehre aus Auschwitz ziehen zu wollen. Wer linker Hegemonie entgegen treten will, muss intellektuell und psychologisch dem, was sie für ihren größten Feind hält, zumindest ähnlich erscheinen. Mit Israel und den USA sind zwei souveräne Nationalstaaten, die gleichzeitig auch globale Zivilisationen sind, ausgerechnet den linken Globalisten ein Dorn im Auge, weil sie eben von einem „Wahn vom Weltsouverän“ (Gerhard Scheit) Abstand nehmen und als bürgerliche Gesellschaft demokratisch existieren wollen. Die Absage des „American First“ an die Weltsouverän-Phantasien linker Hegemonien hat eine narzisstische Kränkung hinterlassen, die große anti-demokratische Massenbewegungen ausgelöst hat und bei Protesten und Empörungsritualen nicht stehen bleiben wird.

Die USA haben unserer Kultur etwas gegeben, das man mit Gotthard Günther einen Mut zur Welterfahrung nennen kann. Aber vor allem verdanken wir den USA etwas, das wir niemals zurückgeben werden können, nämlich die Erfahrung vor der Adorno und Horkheimer flüchteten: dass Gesellschaft tatsächlich auch ein Ort von Freiheit sein kann. Es wäre also keineswegs verkehrt sich gegen Horkheimer und Adorno philosophisch als Dialektiker der Aufklärung erkennen zu geben und zu sagen:

Ich bin weder links noch rechts. Ich bin weder liberal noch konservativ. Ich bin Amerikaner.

Wien, am 18.7.2020

[1] https://twitter.com/dextervanzile/status/1267306317087150082

[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Grievance_studies_affair

[3] https://www.theepochtimes.com/james-lindsay-a-deep-dive-into-critical-social-justice-how-it-took-over-the-humanities_3285440.html bzw. https://www.youtube.com/watch?v=IKpU6lyZKws oder https://www.youtube.com/watch?v=rSHL-rSMIro oder https://www.youtube.com/watch?v=MjVmm1IAii0 oder https://www.youtube.com/watch?v=FtNW3I1FZ5o

[4] https://newdiscourses.com/2020/05/deepfake-methodology-limits-critical-theories/ bzw. https://plato.stanford.edu/entries/critical-theory/

[5] Siehe: Susan Buck-Morss, Revolution Today (2019).

[6] Siehe: Mike Davis, City of Quartz (1990)

[7] Demirovic, Der nonkonformistische Intellektuelle (1999) (S. 519)

[8] „Die ganze Welt wird durch das Filter der Kulturindustrie geleitet.“, schreiben Horkheimer und Adorno im Kulturindustriekapitel der „Dialektik der Aufklärung“ (S.134).

[9] https://areomagazine.com/2018/08/11/who-is-afraid-of-cultural-marxism-what-the-frankfurt-school-can-still-teach-us/ bzw.  https://www.youtube.com/watch?v=wLoG9zBvvLQ&t=1s

[10] Siehe: https://revolutionaryleftradio.libsyn.com/postmodernism-the-cultural-logic-of-late-capitalism

[11] Ein typisches Beispiel: https://louisecharente.wordpress.com/2013/04/19/from-critical-theory-to-postmodernism-foucault-horkheimer-and-adorno/

[12] https://books.google.at/books?id=7m0byGKv6PsC&pg=PA8#v=onepage&q&f=false

[13] Ebd.

[14] In “Theories of the Postmodern” heißt es:  „(…) eighteenth-century Enlightenment marks a decisive break indeed with Adorno and Horkheimer’s sombre Dialectic of Enlightenment, in which the scientific ethos of the philosophes is dramatized as a misguided will to  power and domination over nature, and their desacralizing program as the first stage in the development of a sheerly instrumentalizing world-view which will lead straight to Auschwitz.” (Jameson, Cultural Turn (S. 25)) Jameson hat zur Abwertung des Holocausts als singulärem Verbrechen als einem Vorboten des militanten Anti-Zionismus in der Neuen Linken durchaus beigetragen.

[15] Siehe: https://thinktankboy.wordpress.com/2017/12/22/waeren-marx-und-engels-heute-anti-imperialisten-oder-anti-deutsche-ueberlegungen-zu-einer-unentschiedenen-frage/

[16] http://induecourse.ca/the-problem-with-critical-studies/

[17] Siehe: https://eu.detroitnews.com/story/sports/nba/pistons/2020/06/03/sacramento-kings-broadcaster-grant-napear-out-after-all-lives-matter-tweet/3132629001/ bzw. https://www.youtube.com/watch?v=l7aQ02YX7qo bzw. https://www.youtube.com/watch?v=22j_OhbnW20

[18] Siehe: https://gen.medium.com/donald-trump-is-a-nazi-full-stop-393a50d80947 bzw. https://medium.com/@umairh und https://eand.co/donald-trump-american-idiot-1571f3606ea4 bzw. https://medium.com/politics-fast-and-slow/fascism-expert-dont-expect-trump-to-leave-wh-if-he-loses-5fef5b03883c

[19] Siehe: https://www.merriam-webster.com/words-at-play/woke-meaning-origin

[20] https://www.nytimes.com/2020/06/08/business/media/axios-allows-reporters-protest-march.html

[21] https://science.sciencemag.org/content/368/6496/1161

[22] https://www.spectator.co.uk/article/this-revolution-isnt-what-it-looks-like bzw. https://unherd.com/2020/07/americas-cultural-revolution-is-familiar-to-the-chinese/

[23] Marx, Vom Selbstmord in: https://www.kevin-anderson.com/wp-content/uploads/docs/anderson-book-marx-suicide-german.pdf

[24] Jacobitz, Gramsci (1991) in: https://core.ac.uk/download/pdf/71739357.pdf

[25] https://areomagazine.com/2020/06/18/googles-threat-to-ban-the-federalist/

[26] https://orf.at/stories/3170467/

[27] Siehe: https://www.teenvogue.com/story/who-is-karl-marx bzw. https://www.teenvogue.com/story/what-is-democratic-socialism bzw. https://www.teenvogue.com/story/what-is-class-solidarity

[28] „Political Correctness is the natural continuum of the party line. What we are seeing once again is a self appointed group of vigilantes imposing their views on others. It is a heritage of communism, but they don’t seem to see this.“ Lessing, On Censorship (1992) zit. nach Hughes, Political Correctness (2010)

[29] https://www.youtube.com/watch?v=mS5WYp5xmvI

[30] https://bloggingheads.tv/videos/59142 bzw. https://bloggingheads.tv/programs/current/glenn-show

[31] https://www.youtube.com/watch?v=dDq4XwG19ak

[32] https://www.youtube.com/watch?v=bi2hqL5KkHc

[33] https://www.youtube.com/watch?v=O3POpubeoIc bzw. https://www.youtube.com/watch?v=Y-FOCZVLTaw

[34] https://bloggingheads.tv/videos/59264

[35] https://braverangels.org/author/johnbetter-angels-org/

[36] https://www.youtube.com/watch?v=awIcRoDynh0

[37] Benhabib, Kulturelle Vielfalt und demokratische Gleichheit (1999) (S. 19)

[38] Amelung (Hrsg.), Irrwege (S. 9f)

[39] Wellmer, Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne (1993)

[40] Adorno, Negative Dialektik (S.273)

[41] Im Folgenden wird der Begriff „postmodern“ verwendet, weil er die philosophische Beliebigkeit des Aktivismus dahinter beschreiben soll. Der Kanon poststrukturalistischer Philosophie, soweit er die französischen Ahnen betrifft ist nicht „postmodern“, ihre NachfolgerInnen jedoch schon. Die Theorieproduktionen der „Identity politics“ kümmern sich nicht um exegetische Details und haben darum nur sehr wenig Interesse an einer kohärenten Abbildung durch philosophische Logiken. Auch dies könnte man postmodern nennen: die Betonung eines wutgetriebenen Aktivismus, der durch die Abwesenheit jedes Interesses an intellektueller Auseinandersetzung, etwas versucht zu zerstören, das nicht mehr existiert.

[42] Spivak, Can the Subaltern Speak? (1988)

[43] Siehe: https://medium.com/age-of-awareness/yes-all-white-people-are-racist-eefa97cc5605 bzw. https://quillette.com/2018/11/28/twitters-trans-activist-decree/

[44] Amelung (Hrsg.), Irrwege (S. 12f)

[45] http://volksstimme.at/index.php/blog/item/255-100-jahre-kommunismus-im-21-jhdt.html

[46] https://twitter.com/JudeanPF/status/1274944137700220930

[47] Amelung (Hrsg.), Irrwege (S. 13)

[48] Siehe: https://www.bpb.de/apuz/275882/hegemoniale-identitaetspolitik-als-in-den-usa?p=all

[49] https://forward.com/news/447804/george-floyd-protesters-police-brutality-israel-palestine-blm/

[50] https://time.com/5867282/alicia-garza-black-lives-matter-biden/

[51] https://www.wuv.de/marketing/fuer_mehr_vielfalt_always_streicht_venussymbol

[52] Siehe: Vukadinović, Das rassistische Bedürfnis in: Amelung (Hrsg.), Irrwege (2020)

[53] https://www.tabletmag.com/sections/news/articles/new-truth-rationalism-religion

[54] Siehe: Esders, Sprachregime. Die Macht der politischen Wahrheitssysteme (2020)

[55] Siehe: Günther, Science Fiction als neue Metaphysik? (2015)

[56] Günther, Die amerikanische Apokalypse (2000)

[57] Siehe: Lasch, The Culture of Narcissism (1979) bzw. Lasch, The Revolt of the Elites and the Betrayal of Democracy (1995)

[58] Adorno, Drei Studien zu Hegel (S. 51)

[59] Francois Jullien hat zuletzt in „Ressourcen des Christentums“ (2019) (so wie viele andere vor ihm) auf den Umstand aufmerksam gemacht, dass das Leben Jesu in vier Evangelien erzählt wird, die sich zum Teil stark unterscheiden. Das Nicht-Identische dominiert als Motiv im Christentum von Anfang an.

[60] Hegel, Werke Band 6 (S. 40)

[61] Siehe: Girard, Das Heilige und die Gewalt (1994) bzw. Girard, Der Sündenbock (1992)

[62] Siehe: https://dieweltohneuns.wordpress.com/2020/03/01/die-10-reaktionarsten-popsongs/#more-1133

[63] Adorno, Negative Dialektik (S. 217f.)

[64] Ebd. (S. 218)

[65] https://areomagazine.com/2020/06/26/is-white-fragility-training-ethical/

[66] Sowell, Basic Economics (2004)

[67] https://unherd.com/2020/06/why-dont-black-lives-matter/

[68] Ein Star der “Sezession”, Thor v. Waldstein schreibt über die USA: „Weswegen den Europäern eine puritanisch-bigott gesinnte, körperlich deformierte, geistig enteignete und politisch vollständig fremdbestimmte Menschenansammlung jenseits des Atlantik näher stehen sollte als die gewachsenen Kulturen des Orients jenseits des Mare nostrum, ist nicht nachvollziehbar. Der in den westlichen Medien beförderte Rassismus, wonach uns mit dem (weißen) Aktienbroker aus Manhattan angeblich mehr verbindet als mit dem (nicht weißen) Okraschoten-Händler auf dem Khan-el-Khalili-Basar in Kairo, ist mehr als ein Verbrechen, er ist ein unverzeihlicher Fehler wider die geistige, kulturelle und geopolitische Interessenlage des alten Kontinents.“ in: https://sezession.de/58382/thor-v-waldstein-thesen-zum-islam

Die Identitären sind Islamkritik gegenüber sehr misstrauisch und keineswegs „islamophob“ wie sie die linke Presse gerne abstempelt. Islamkritik würde eine Nähe zu Israel schaffen, die nicht gewollt wird.

[69] https://sezession.de/62169/israel-und-deutschland

Kategorien:Culture and War
  1. Daniel
    Juli 27, 2020 um 13:04

    Zu BLM fällt mir dieses Video ein https://vimeo.com/116675694 “ Solidarity Demonstration in Nazareth : Ferguson to Palestine „.
    Mit dabei sind Marc Lamont Hill https://twitter.com/marclamonthill und Patrisse Cullors.

    Cullors ist die marxistische Mitbegründerin von BLM.

    Die Gruppe in dem Video wurde von Ahmad Abuznaid ( auch im Video ) nach Israel geflogen wo sie unter anderem BDS Gründer Barghouti traf.

    Abuznaid https://canarymission.org/individual/Ahmad_Abuznaid hat es geschafft, als PLO Diplomaten Sohn, Teile der linken scharzen Bürgerrechtsbewegung mit BDS zu verknüpfen. Er flog wiederholt PoC von den USA nach Israel, wo sie von Fremdenführern der PFLP durch das Land geführt wurden. Marc Lamongt Hill ist auch gerne Gast in Katar und hat ein Al Jazeera Film zu „Afro-Palestinians“ gemacht.

    • Juli 27, 2020 um 15:51

      Vielen Dank für die Anmerkungen!

      Die Frage, die sich mir stellt ist: Wie ist es möglich, dass der Marxismus, der doch schon völlig passé gewesen ist, wieder zu solch Einfluss und Popularität kommt? Nicht nur amerikanischen KommentatorInnen ist aufgefallen, dass vor allem junge Menschen dazu neigen den Sozialismus als alternative Gesellschaftsform in Betracht zu ziehen.

      Warum?

      Ich werde in den nächsten Wochen damit beginnen ein paar Erklärungen dafür anzubieten.

      • Daniel
        Juli 27, 2020 um 16:23

        Ich, welcher in teilweise in West Berlin aufgewachsen ist, stelle mir die selbe Frage.

        Ich habe ca. sechs Jahre in den USA gelebt und mag das Land und die Menschen sehr. Ich vermisse es. Schon als Kind im US Sektor in West Berlin waren Amis und GIs teil meiner Welt, im positiven Sinne. Das Obwohl meine Eltern RAF Sympathisanten waren und wir 1981 Deutschland gen Oxfordshire verlassen haben. Aus politischen Gründen wie ich später erfahren habe. Unsere Eltern wollten nicht , das Ihre Kinder unter den AltNazis groß wurden.

        Hier ist das Video von BLM Cullors und Ihr Bekenntniss zum Marxismus. https://www.youtube.com/watch?v=HgEUbSzOTZ8

        Und hier ist ein weiterer Beweis zum Kontakt von BLM und „Palestina“ https://www.ngo-monitor.org/adalah-calls-for-bds-in-black-lives-matter-platform/
        Das ganze großzügig von der Open Society Foundation Ko-Finanziert.

        Das marxistische Anti-Israel Narrativ hat viele Eltern, geht es doch zurück auf die UdSSR. Fast alle PLO Führer haben im Warschauer Pakt „studiert“ und von dort massive Hilfe bekommen.
        Angela Davis war ein Superstar in der DDR. Hundert Tausende kamen zu Ihr
        https://www.mdr.de/zeitreise/stoebern/damals/angela-davis124.html
        Der KGB und die PLO https://www.ynetnews.com/home/0,7340,L-13181,00.html

        „Undeclared Wars with Israel: East Germany and the West German Far Left, 1967-1989 by: Jeffrey Herf“

        „The left against Zion“ von Robert Wistrich
        https://www.abebooks.com/book-search/isbn/0853031932/

        Zu den kontemporären USA möchte ich noch sagen, das Gramsci’s Idee dort voll gefruchtet hat. Die Linke hat es geschafft sich in den Unis, Presse, Kultur und Hollywood voll durchzusetzen. Jonathan Haidt und viele andere bestätigen, das es sich vor allem in den Unis um politische Monokulturen handelt. Daher sind für die US Konservativen die Think Tanks so wichtig. Die Akademiker und Intelektuellen sind über Jahrzehnte systematisch verdränkt worden.

        Akademiker rechts der Mitte werden einfach nicht mehr publiziert und so verwehrt man Ihnen die Karriere.
        Auch dazu gibt es genug Belege. https://www.youtube.com/watch?v=b7d5tb918DA .

        Professor Carol Swain beschreibt hier wie Sie als Schwarze zuerst willkommen war. Bis sie praktizierende Christin wurde. Dann war der Ofen aus https://www.youtube.com/watch?v=rDrwXoqluSA&t

  2. Daniel
    Juli 27, 2020 um 16:32

    Ein Neues Video vom Ami Horowitz zu „BLM“ in Portland. 🇺🇸.
    Viele Weisse, fast keine Schwarze.

    • Juli 28, 2020 um 00:03

      Es ist mir persönlich egal ob es Weiße oder Schwarze sind, ich habe schlicht kein Vertrauen in diese „Revolution“. Diese Leute werden alles nur noch schlimmer machen als es ohnehin ist, weil sie glauben nichts zu verlieren zu haben. Der Mann, der zum Schluss zu sehen und zu hören ist, weiß, dass er noch etwas zu verlieren hat, während diese weißen Mittelklasse Kids das nicht mehr glauben.
      Die sozialen Verwerfungen sind real, ihre angeblichen Lösungen sind jedoch nur Betrügereien. #blacklivesmatter will keine Lösungen oder konstruktiven Verbesserungen, weil es darum geht, so wie sie sagen, alles zu zerstören, was das alte Regime errichtet hat, weil sie nur in einem kompletten Neuanfang eine Hoffnung sehen.
      Was sie nicht sehen wollen ist, dass sie selbst Teil des Alten sind, und sich mit zerstören werden. Niemand von diesen Leuten würde eine Revolution überleben. Aber der Hass ist so groß, dass ihnen das egal ist. Und das ist ein Problem geworden.

  3. Daniel
    Juli 27, 2020 um 16:35

    Immner ein guter US 🇺🇸 blog https://www.powerlineblog.com/archives/2020/07/the-coming-war-on-the-suburbs.php . Aus Minneapolis .

  4. Daniel
    Juli 29, 2020 um 07:40

    Der neue Film von Larry Elder 🇺🇸

    • Juli 29, 2020 um 08:38

      Danke! Ich mag Larry Elder. Er ist erfrischend ungewöhnlich und hat eine Menge Humor.

      Dieser junge Mann hier hat auch sehr interessante Dinge zu sagen:

  5. Daniel
    Juli 29, 2020 um 11:53

    Ich versuche hier ein Video link zu embedden. Vieleicht funktioniert es
    https://video.foxnews.com/v/embed.js?id=6176093294001&w=466&h=263Watch the latest video at foxnews.com

  6. Daniel
    Juli 29, 2020 um 11:56

    Ein Video von Andy Ngo aus Portland, Oregon .

  7. Daniel
  8. Daniel
    Juli 29, 2020 um 12:26

    Jerry Nadler.

  9. Daniel
    Juli 29, 2020 um 12:33
  10. Daniel
    Juli 29, 2020 um 12:36

  11. Daniel
  12. Daniel
    Juli 31, 2020 um 11:59

  13. Daniel
    Juli 31, 2020 um 12:23

  14. Daniel
    Juli 31, 2020 um 12:35

    The Manhattan Institute’s Heather Mac Donald

  15. Daniel
    Juli 31, 2020 um 12:58

  16. Daniel
    Juli 31, 2020 um 13:00

    VOLKER BECK :
    “ In einem Brief schreibt Diyanet-Chef Erbas, Präsident der türkischen Religionsbehörde und Boss der deutschen DITIB, an muslimische Religionsführer in der islamischen Welt anlässlich des Opferfestes:
    „Inschallah wird die Auferstehung der Hagia Sophia der Vorbote der Befreiung von Masjid al-Aqsa sein.“
    https://www.diyanet.gov.tr/de-DE/institutionellen/Detail/29722/der-brief-in-bezug-auf-die-hagia-sophia-vom-prsidenten-fur-religiose-angelegenheiten-erbas-an-muslimische-religionsfuhrer

    Volker Beck, Lehrbeauftragter des Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum:
    „Das ist nicht mehr und nicht weniger als eine imperialistische Kriegserklärung und ein Missbrauch des Islam.
    Der Präsident der türkischen Religionsbehörde gefährdet den Völkerfrieden.

    Was sagen Deutschlands Islamverbände dazu? Eng sind sie mit Erbas verknüpft oder von ihm abhängig:

    Der Diyanet-Chef ist Dienstherr des Ditib-Vorstands, der Religionsattaches in den türkischen Konsulaten und der Imame in den ca. 900 Moscheen der DITIB, aber auch Dienstherr von Imamen in einigen ATIB*- und mehreren IGMG**-Gemeinden.“

    * (Mitglied im Zentralrat der Muslime) ** (Mitglied im Zentralrat der Muslime)
    ***

  17. Christopher
    August 1, 2020 um 15:45

    Danke für diesen Text! Manchmal fühlt man sich etwas einsam, wenn man sich hierzulande (bei mir: Deutschland) tiefgehender mit den USA beschäftigt – gerade in Zeiten des TDS.. Im Zuge von BLM bin ich auch an McWorther, Loury, Hughes, Elder usw. geraten und das Mantra von Sowell (’no solutions just trade offs‘) fliegt mir mittlerweile fast automatisch zu, wenn ich entsprechende Klagen, Vorschläge etc. aus dem linken/linksliberalen Bereich höre. Überraschend und erfreulich, so etwas mal in einem deutschsprachigen Text zu lesen, der auch einige meiner Gedanken bündelt. Erst vor ein paar Tagen hat Ben Shapiro in einem Interview über Anti-Racism Herbert Marcuse (‚Repressive Toleranz‘ usw.) in’s Spiel gebracht, was mich doch überrascht hat. Mir kam dabei auch der Gedanke, dass ich da wohl meine deutsche Brille abnehmen und mich etwas mit der amerikanischen Rezeption beschäftigen muss.
    Danke jedenfalls für die Anregungen!
    Vielleicht noch eine Empfehlung: Bzgl. des Mainstream-Mindsets v.a. in Amerika fand ich das Buch ‚White Guilt‘ von Shelby Steele recht erhellend.

    • August 2, 2020 um 19:29

      Vielen Dank! Sie sind der erste, der das bemerkt hat.

    • August 2, 2020 um 20:42

      Ich hatte vorher zu wenig Zeit, aber ich wollte ihnen unbedingt noch eine längere Antwort schreiben. Das Buch von Shelby Steele steht bei mir auf einer Liste, wo noch andere Bücher draufstehen, ua. drei Titel von John McWorther. Keine Ahnung wann ich dazu komme.

      Auf jeden Fall freut es mich, dass es auch andere gibt, die ähnlich gelagerte Interessen haben. Ich dachte schon ich wäre der einzige. Lustigerweise ist das ein Text, der mehr Aufmerksamkeit bekommen hat als sonst, was angesichts von „gar nichts“ immer eine Steigerung um 100% bedeutet. Es ist wunderbar und sehr beruhigend, dass sie sich gemeldet haben. Ich werde jedenfalls weiter um diese Dinge herum schreiben und veröffentlichen, wenn es sich veröffentlichen lässt.
      Ich kann natürlich auch Sachen empfehlen. Ich kann ihnen Victor Davis Hanson sehr ans Herz legen, ein Text über ihn liegt seit längerer Zeit in der Schublade, aber ich krieg ihn nicht fertig. Ein anderes Projekt ist Gotthard Günther, ein anderes Rene Girard und ein weiteres Camille Paglia.
      Ich hoffe, sie schauen dann wieder rein oder melden sich so, um ihre Gedanken mitzuteilen. Ich wünsch ihnen was!

      • Christopher
        August 3, 2020 um 22:28

        Danke für die freundliche Antwort. Ich musste direkt beim ersten Absatz schmunzeln: ‚die Liste‘, die kenne ich auch.. Ich steiger mich gerne in ein Thema rein und lese sehr viel, aber die Liste füllt sich doch immer wieder. Manchmal kann da das Videoformat aushelfen: Sie zitieren ja häufig Youtube, vielleicht kennen Sie auch C-Span? Eine sehr schöne Quelle für Diskussionen und Vorträge (z.B. https://www.c-span.org/person/?johnmcwhorter).
        Lustig, dass sie auch VDH explizit nennen. Ich bin tatsächlich ‚Fan‘ und höre wöchentlich seinen Podcast. Sein Trump-Buch war mehr als erhellend und hat einiges bei mir in Gang gesetzt. Man fühlt sich nach solcher (und anschließender) Lektüre in der deutschen Medienlandschaft endgültig wie ein Außerirdischer. Oder besser: wie ein Amerikaner.
        Da freut es mich umso mehr, wenn ich in die USA schaue und merke, welche Gegenkräfte die Gesellschaft dort angesichts postmoderner Zumutungen produziert. Aber natürlich kommen Sorgen angesichts aktueller Entwicklungen. Schön zu hören, dass Sie da dran bleiben möchten. Ich notiere bisher zwar nur viel und schreibe wenig, aber ich kann mir die Schwierigkeit vorstellen, die sie mit Ihren Projekten haben. Ich wüsste kaum, wo ich anfangen soll – geschweige denn, wie ich abschließe..
        Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg und freue mich auf weitere Beiträge!

        (PS: Ihr Artikel hatte mich noch an dieses Buch hier erinnert – aber vielleicht kennen Sie es auch bereits: https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/geschichte/geschichte-des-20.-jahrhunderts/2593/die-kritische-theorie-in-amerika )

        • August 25, 2020 um 12:18

          Hallo!

          Ihr Kommentar verschwand in den Spamordnern und ich habe ihn erst jetzt gefunden und frei geschalten. Falls sie diese Nachricht also lesen sollten, wollte ich ihnen für den Link danken. Ich kannte das Buch nicht und werde es demnächst lesen.

          Vielen Dank!

      • Christopher
        August 6, 2020 um 12:55

        Oh, wie ich gerade sehe, steht meine Antwort hier gar nicht. Hatte ich da vielleicht vergessen, auf ‚absenden‘ zu drücken?

        • Daniel
          August 6, 2020 um 13:12

          🇫🇷 https://de.wikipedia.org/wiki/Houria_Bouteldja

          „Houria Bouteldja (* 5. Januar 1973 in Constantine, Algerien) ist eine franko-algerische Politaktivistin und Sprecherin der Parti des Indigènes de la République (PIR),[1] die sich als antirassistische Kämpferin gegen Islamophobie und Neokolonialismus bezeichnet. Sie ist Gegenstand vieler Kontroversen und wird des Antisemitismus, Sexismus, Rassismus, Kommunitarismus und der Homophobie beschuldigt.“

          Noch ein Ergebnis der linken Politik.

  18. Daniel
    August 3, 2020 um 11:07

    Kentucky, USA 🇺🇸
    “ Members of Louisville’s Cuban community plan to gather Sunday in support of a NuLu restaurant owner who says he was threatened by Black Lives Matter protesters during a recent demonstration.

    Fernando Martinez, a partner of the Olé Restaurant Group, was one of dozens of business owners in the downtown Louisville district who recently received a letter from protesters laying out demands that aim to improve diversity in the area, which is known for its locally-owned shops and restaurants.

    Martinez has publicly denounced the demands on Facebook, calling them „mafia tactics“ used to intimidate business owners. And on Thursday, a small group of protesters confronted him outside his newest restaurant, La Bodeguita de Mima, on East Market Street.“
    https://eu.courier-journal.com/story/news/local/2020/08/01/louisville-cuban-community-rally-support-la-bodeguita-de-mima/5562669002/

    • August 4, 2020 um 10:34

      Es ist wichtig sich immer vor Augen zu halten, dass dies kein Konflikt zwischen Schwarzen und Weißen ist. Einen solchen „Rassenkrieg“ (Foucault), den sich die BLM Aktivisten gerne herbei wünschen ist eine Fiktion, die eine nicht existente „white supremacy“ deklariert, die seit den 70er Jahren durch die „Weißen“ selbst zerstört wurde.

      Dies ist eine linke Revolution und sie verwirklicht sich als stalinistisches Geständnisregime, das von den Opfern ihrer Gewalt verlangt ihrer eigenen Demütigung zuzustimmen.

  19. Daniel
    August 5, 2020 um 10:49

    The Claremont Review of Books. Immer lesenswert .
    https://claremontreviewofbooks.com/the-rise-of-political-correctness/

  20. Daniel
    August 5, 2020 um 11:20

    In Racist Screed, NYT’s 1619 Project Founder Calls ‘White Race’ ‘Barbaric Devils,’ ‘Bloodsuckers,’ Columbus ‘No Different Than Hitler’

    https://thefederalist.com/2020/06/25/in-racist-screed-nyts-1619-project-founder-calls-white-race-barbaric-devils-bloodsuckers-no-different-than-hitler/

  21. Daniel
    August 5, 2020 um 11:26

    Sie ist die neue Integrationsbeauftragte von Neukölln. Die Sozialarbeiterin und Filmemacherin ist qualifiziert für den Job. Warum protestieren Grüne und Linke? Weil Güner Balci eine scharfe Kritikerin der reaktionären Islamverbände ist und gegen Geschlechterapartheid und Parallelgesellschaften kämpft.
    https://www.emma.de/artikel/und-die-musliminnen-333893

  22. Daniel
    August 5, 2020 um 11:32
  23. Daniel
    August 6, 2020 um 08:53

    Demokraten vernebeln die Gewalt der Antifa.
    Senate hearing on the right of citizens to peacefully assemble

  24. Daniel
    August 6, 2020 um 10:23

    San Francisco ist das Ideal der regressiven US Linken . Hier wird progressive linke Urbane Politik umgesetzt .

    Von Powerline Blog:

    THE DECLINE AND FALL OF SAN FRANCISCO
    Not long ago UC Hastings School of Law, as well-regarded law school in downtown San Francisco, sued the city because local neighborhood conditions had deteriorated to the point that the law school was losing prospective students who took one look at the place and said, “No, thanks!” Hastings is a very liberal law school—I don’t think they have a single conservative on their faculty—but as Robert Conquest reminded us, everyone is conservative about the matters they know best or which affect them most directly.

    The city settled with Hastings, agreeing to remove 300 tented homeless people. If you live elsewhere in San Francisco, you’re not as lucky.

    Christopher Rufo has been reporting on the decay of west coast cities for City Journal, and has posted this 11-minute video showing how bad things have become in San Francisco. It makes for bracing viewing:

  25. Daniel
    August 6, 2020 um 17:14

    A pro po Kultur :

    Oprah’s 1619 Project
    Cameron HilditchJuly 16, 2020 10:53 AM
    It looks like the 1619 Project is now one of Oprah’s Favorite Things. If the past is anything to go by, this means that there will soon be no escaping it for any of us. Oprah has announced a partnership with Nikole Hannah-Jones, the author of the project, and Lionsgate to adapt it into a set of movies, T.V. shows, and other content as part of a huge disinformation campaign waged against any and all forms of American patriotism. Expect every feature of this country’s history that isn’t conducive to the corporate sadomasochism and self-abasement of rich white progressives to be erased in this coming media apocalypse.

    Never before has such a thoroughly discredited work of pseudo-journalism been given this kind of financial backing. And it’s not just Oprah’s money that’ll be mobilized to promote this grand feat of historical illiteracy — her incomparable cultural clout will be as well. We’re informed by Winfrey herself that the 1619 Project will be brought “to a global audience” by this joint effort, which is almost certainly the case given her international reach.

    Americans should prepare themselves for a full-frontal assault on the redemptive reading of American history bequeathed to us by Abraham Lincoln and Martin Luther King Jr. Once the conveyor-belt of Oprah-fied ahistorical nonsense is up and running, there is no telling how much bile and vitriol it will mass produce. The impact this might have on the considerable share of the American population more likely to watch something by Oprah than to read something by Gordon Wood is also incalculable. Since the purpose of the 1619 Project isn’t historical education but political mobilization, Hannah-Jones and Winfrey are probably not bothered by the fact that their endeavor has been laughed out of every reputable history faculty from sea to shining sea. Every demagogue needs a mob in order to wield power effectively, and the purpose of the 1619 Project is to reform the heretofore patriotic American citizenry into such a mob so that the hard-won achievements of American politics and culture can be swept away on a tidal wave of resentment and falsehood. A rearguard action from patriots left and right is needed now to remind Oprah Winfrey and others who are promoting these lies that it is still the 1776 Project that attracts the fealty and favor of Americans of all colors and creeds.

    https://www.nationalreview.com/corner/oprahs-1619-project/

    und

    Laughing at Beyoncé’s Absolute Monarchy

    The message of Black Is King is ‚Let them eat bling.’
    Back in the Nineties, when hip-hop zealots questioned the intelligence of Beyoncé songs like Destiny’s Child’s careerist anthem “Survivor” and the sex-as-junk-food hit “Bootylicious,” there was little regard for the female agency that she now channels into an intersectional act, trading on gender and race — specifically what juveniles call “Black Girl Magic.” The Disney+ platform considers it a cash cow and so cravenly markets her latest venture Black Is King — an 85-minute series of music videos that repackage songs from the 2018 reboot film The Lion King.

    Now, Beyoncé encounters no cultural resistance; like her peers LeBron James and Colin Kaepernick, the singer-dancer-songwriter-actress simply follows fads — the “Black Lives Matter” and “Black Girl Magic” fads — without any historical or political foundation. These uninformed “influencers” display a simpleton’s version of ethnic pride, epitomized by Beyoncé’s going full “African” in extravagant costumes, makeup, ethnographic photography, and drumbeats. It’s the same narcissistic excess and contrivance that Robert Downey Jr. warned against in Tropic Thunder when actors go “full retard.”

    In Beyoncé’s Black Is King fantasy, all black people — and all Africa — are the same. It’s as if she recognizes no distinction among Ilhan Omar, Idi Amin, Robert Mugabe, Miriam Makeba, Chinua Achebe, Ousmane Sembene, Haile Selassie, Idrissa Ouedraogo, Brenda Fassie, Nelson Mandela, Iman, John Kani, let alone Patrice Lumumba, Ngugi wa Thiong’o, or King Sunny Ade, or particular ideas her ancestors represented.

    Black Is King’s assorted daydreams, designs, ethnicities, cosmologies, and polyglot nostrums (“Lost languages flow out of our mouths”) are sold as “a visual album.” It follows the coffee-table-book graphic appropriations of the music video genre’s peak achievements — stealing shamelessly from Hype Williams and Mark Romanek — only to illustrate how disoriented, misguided, and commercialized black identity has become. Black Is King’s faux-politics spring from Beyoncé’s agency (“agency” being a euphemism for “privilege”), yet it is insulting because Beyoncé uses the Disney cartoon The Lion King as the primal, biblical source of her pretend race consciousness.

    Compare the obnoxiously titled Black Is King to 1979’s Uncle Jam Wants You, by George Clinton’s band Funkadelic. Nothing on Beyoncé’s album is so powerful as “(Not Just) Knee Deep,” a danceable rationalization of black life that defied society’s racial quagmire. That same year, Clinton’s twin band Parliament released Gloryhallastoopid with the joyous “(We Are Those) Party People” (“It’s all about big fun / All about having big fun”). Funkadelic and Parliament were brilliant and genuine — R & B equivalents to British art-rockers Roxy Music — whose Detroit-based members were firsthand witnesses to the civil-rights struggle and thus committed to musical revitalization. But Black Is King starts with a star-baby-comet hurtling toward planet Earth then cuts to Beyoncé in at least five different sequined body stockings. It is quintessentially trite, but she sure is a curvy fetish object.

    That Uncle Jam Wants You album cover depicted George Clinton sitting on a wicker-style high-backed throne, in front of an American flag with multicolored stripes, similar to Black Panther spokesman Huey Newton’s famous pose. It was a visual coup: Clinton’s image swayed angry, pompous political rhetoric toward funk — an aesthetic overriding politics. (Parliament’s 1977 masterpiece, Funkentelechy vs. the Placebo Syndrome, proposed entelechy, based on Aristotle’s distinction between matter and essence, i.e., soul.) Parliament-Funkadelic took the potential in African Americans’ struggle for freedom and ecstasy and made dance floor actuality. Clinton’s funk genius (superlative gut-bucket blues) is déclassé, not something the Obamas would lower themselves for. Its rousing, elemental imagery (“We are the party people”) is far from Beyoncé’s moneyed affectations, the Kalorama exploitation of black political trends.

    * * *

    Black Is King glamorizes class and economic division through an overload of ethnic and hierarchical symbols. Its monarchy sentiment (reminiscent of Eddie Murphy’s Coming to America and Michael Jackson’s Remember the Time music video) is employed to ease fragile egos. And Queen B is the new ruler. She already enjoys the royal privilege of submissive fans who don’t seem to care that she is out of touch with what most people are going through and that she now offers a bling show as bread and circuses during COVID. Beyoncé sells Afrocentricity like her husband Jay-Z once bragged about selling drugs (materialism is Jay-Z’s new drug). Unfortunately, the video’s highlight, “Don’t Jealous Me,” doesn’t equal the sequence in John Boorman’s Exorcist II: The Heretic where tribal chieftain James Earl Jones opened his mouth to unfurl a visualized miracle. Instead, Beyoncé’s ersatz-sovereignty derives from the popularity of Marvel’s Black Panther, which confirmed Millennial blacks and whites begging to be treated like children.

    Beyoncé probably doesn’t even understand that she’s promoting racial division and monarchic rule. Yet these loosely linked, incoherent videos prevent Black Is King from building meaning or power, and achieving art. The underlying message is about privilege and economic advantage and cultural bias. Its rhetoric is doggerel: “As kings we have to take responsibility for stepping outside of the barriers they put us in.” (“Barriers”? In 2020?)

    In “The Other Side,” Beyoncé rips a melody from Stevie Wonder’s “If It’s Magic” and casts herself as Moses’s mother Jochebed, launched into a war-torn African landscape, a dislocated narrative intended to beautify ancestral experience all while ignoring the American descendants of slavery who were the basis of Toni Morrison’s Beloved. But give Beyoncé credit for mentioning “We all come from God,” rather than Oprah’s worship of “the Universe.”

    Beyoncé, taken on her own terms, is both self-serving and exploitative. She’s gotten worse since 2016’s overrated Lemonade — which was too depressing to write about — and her Super Bowl halftime show in which the fake black militancy of “Formation” was too silly to watch. Her Louvre takeover video, Apes**t, a duet with Jay-Z, was simply obnoxious, a cultural setback into extreme narcissism. But Black Is King is no better. It contends, “We have always been wonderful. We were beauty before they knew what beauty was.” This degrades the courage of James Brown’s 1968 “(Say It Loud) I’m Black and I’m Proud,” which answered decades of Jim Crow deprecation. (When asked why he recorded that sentiment, Brown answered, “It was time somebody did.”)

    These two-dozen or so clips in Black Is King should not be viewed in one sitting. The full-bodied dancing is robust (emphasis on the posterior), but there’s not a single song you’d want to hear twice. The idolatry of self is unrelenting: from Jay-Z playing with life-size chess pieces (but not Mancala) to Queen B swanning in a leopard-skin gown toward her leopard-spot-painted Rolls-Royce — which is a hoot. Every Chi-Raq gang member will want one. No doubt this bling will launch a thousand worthless Africana-studies dissertations approved by Henry Louis Gates at Harvard.

    The pretense that Beyoncé “directed” Black Is King is the final insult. Her cadre of co-directors mostly imitate Hype Williams’s 1997 Busta Rhymes video Put Your Hands Where My Eyes Can See (complete with witch-doctor figure). The editing-together of images and random ideas expresses no single skill or sensibility. Its effect is neither rhythmic nor aesthetic; it’s attention-deficit-disorder editing for viewers who cannot comprehend or assimilate visual information but have a distorted sense of black cultural history. That leopard-spot Rolls, the Kehinde Wiley–style Annunciation portrait and even Beyoncé’s diamond-studded toothbrush are what W. C. Fields would call “too blatant.” The only way to combat Black Is King is to laugh at it.

    https://www.nationalreview.com/2020/08/movie-review-beyonce-black-is-king/?utm_source=recirc-desktop&utm_medium=article&utm_campaign=right-rail&utm_content=top-stories&utm_term=third

    „BLACK IS KING, a film by Beyoncé | Official Trailer | Disney+“

  26. August 12, 2020 um 10:23

    Eintracht Frankfurt setzte im Halbfinale des DFB Pokals gegen den FC Bayern „ein Zeichen“ und spielte in Gedenken an George Floyd mit einem BLM-Sondertrikot. „Wir stehen als Team und als Eintracht Frankfurt zusammen gegen jede Form von Rassismus und wollen das heute auch entsprechend nach außen tragen“, teilte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic wenige Stunden vor dem Anpfiff mit.

    Frankfurt hatte vor der Zeit des Nationalsozialismus viele jüdische Spieler und Funktionäre in ihren Reihen. Viele davon dürften sich im Grab umdrehen wenn sie sehen könnten wie ihr Verein sich mit einer im Kern antisemitischen Bewegung gemein macht.

    https://www.sport1.de/fussball/dfb-pokal/2020/06/dfb-pokal-eintracht-frankfurt-mit-blacklivesmatter-trikot-gegen-fc-bayern

    • August 12, 2020 um 19:15

      Ich bin sicher, dass sie in guten Glauben handelten das Richtige zu tun. Das tun alle heutzutage.
      Alle wollen das Richtige tun und heraus kommt ein bemerkenswert unreflektierter Opportunismus, der noch dazu als Ausweis der guten Gesinnung stolz vor sich her getragen wird.
      Man kann das nur zur Kenntnis nehmen.

  27. Daniel
    August 20, 2020 um 11:40

    Jonathan Haidt: The Three Terrible Ideas Weakening Gen Z and Damaging Universities and Democracies.

  28. Daniel
  29. September 16, 2020 um 09:16

    Hi, Jurek, weißt du, was bei HP passiert?

    • September 16, 2020 um 18:46

      Wissen tu ich es nicht, aber ich schätze sie werden die Seite bald zu sperren. Vermutlich ist man mit der Entwicklung unzufrieden, die das Projekt genommen hat. Es sollte eine Erneuerung der Linken werden, stattdessen wurde es das Begräbnis derselben. Ich kann es ihnen nicht verübeln, ehrlich gesagt.

      • September 17, 2020 um 08:05

        Das vermute ich ebenfalls und ich kann es vor allem Sarah nicht verübeln, sie hat uns lang genug ausgehalten.

      • Daniel
        September 26, 2020 um 12:06

        Dies wäre sehr zu bedauern. Es ist eine Weltklasse Seite meine ich. Ich habe dort sehr viel gelernt. Harry ist eine wichtige Juedische Stimme.

  30. September 21, 2020 um 13:21

    Sobald ich ’nicht-identisch‘ lese fällt mir dazu immer Jung-Wittgenstein’s ‚Edikt‘ ein
    „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“
    Wittgenstein spätere Arbeiten haben die Sprachpragmatik vorbereitet und mitbegründet, und führten mit zu dem ‚linguistic turn‘, der behauptet, dass Erfahrung sprachlich vermittelt ist, immer, und daher die Bedingungen zu sprechen untersucht werden müssen.( Das kommt doch bekannt vor – ‚white privilege‘)
    Ich weiß nicht, ob es Wittgenstein formuliert hat, dass Worte Taten sind, aber von den Theorien der Performativität führt ein Weg über Political Correctness, Betroffenheitskult und therapeutisch induzierten Selbstermächtigungen zur Empfindlichkeit als kollektiv sanktionierter subjektiver Maßstab von allem und jedem in der Welt zur politischen Sprachpolizei, die sich als Opferschutz ausgibt, sei sie stalinistisch oder nicht, zuerst in akademischen Kreisen sich ausbreitend, und von dort ausgehend in den von den Adeptinnen/Adepten okkupierten politischen, kulturellen und medialen Vermittlungspositionen- und räumen.
    Wenn sich aber therapeutisch-demokratisch jede Frau und jeder Mann ermächtigt fühlen, sich als Opfer zu empfinden, braucht es eine Bedeutungshierarchie, um diese Gleichheit wieder aufzuheben, eine Gleichheit, die z.B. sofort in den unendlichen Brechungen der Distinktionsverluste und – gewinne zahlreiche Geschlechterrollen produziert, Die Intersektionalität bietet dafür die pyramidale Lösung. Zugleich liefert die Wort-Tat-Gleichsetzung das Mittel zur Legitimation der Opferhierarchie und des Widerstandes gegen eine in dieser Zuordnung durch und durch repressive, rassistische Gesellschaft samt ihren Institutionen. Und wenn Worte, d.h. auch Begriffe, Taten sind, dann ist Wissenschaft auch nur eine menschliche Tätigkeit unter vielen, die herrschaftlich privilegiert ist, die aus mutmaßlich willkürlichen, aber auf jeden Fall herrschaftsstabilisierenden Taten besteht, weshalb STEM völlig klar zu dekolonisieren ist. Begriff und Ding treten daher nicht mehr als Probleme auf, in der Tat. Eine Nietzschanische Lösung.

    • September 26, 2020 um 22:07

      Danke für den Kommentar.
      Es gibt so viele Aspekte und vor allem innere Widersprüche in diesem Theoriengebäude, dass es leichter wäre die wenigen sinnvollen Sätze zusammen zu fassen. Ich sehe den Zusammenhang mit Wittgenstein auch, halte ihn aber nicht für zwingend notwendig. Wittgenstein hatte keine politische Agenda, abgesehen von einer Abneigung gegen den deutschen Faschismus, die wir schließlich alle teilen. Man sollte sich außerdem nicht allzu sehr auf philosophische Ursachen konzentrieren, sondern darauf wie diese philosophischen Ideen politischen Motivationen dabei helfen wirkungsmächtig zu werden. Marx und der Marxismus sind nicht die direkten Ursache der Sowjetunion, sondern die neu entstandenen politischen Agenten des 19. Jahrhunderts fanden im Marxismus ein Instrument, das ihnen dabei half kritische Massen im politischen Prozess zu entwickeln. Man sollte das heute genau so betrachten. Die woken Ideologien sind nicht die Ursache der aktuellen politischen Veränderungen, sondern Katalysatoren und Energieumwandler für politische Agenten, die solche Veränderungen herbei führen wollen. Dass es um ideologische Haarspalterei gehen soll, ob Transfrauen Frauen sind oder nicht ist nur die Verkleidung einer Machtverschiebung, in der die linke Hegemonie sich zu stabilisieren versucht. Würde es BLM tatsächlich um Rassismus gehen, wären die wütenden Reaktionen auf „All lives matter“ nicht so heftig. Die Ablehnung des Universalismus und dass es bei Rassismus um Verhalten, demokratische Rechte und die Grundlagen des Rechtsstaats geht und nicht wie weiß, schwarz oder braun jemand ist, ist ein Marker dafür, dass es diesen Agenten um eine Machtübernahme, eine Revolution und die Ausschaltung ihnen feindlich gesinnter Institutionen geht. Der lächerlich-erschreckende Backlash gegen JK Rowling erregt sich daran, dass manche Leute sagen, Transfrauen sind keine Frauen. Das wirklich Absurde an der Aufregung ist, dass Transaktivismus (in diesem Fall) die eindeutige Zuschreibung Frau für entscheidend hält und die Infragestellung dieser Zuschreibung für Ketzerei, aber gleichzeitig behauptet, dass Transpolitiken die Eindeutigkeit der Geschlechterzuschreibung infrage stellen würden. Das passt doch alles nicht zusammen und funktioniert nur unter der Prämisse, dass die Konsistenz von Argumenten und nachvollziehbare universale Aussagen völlig unwichtig sind, weil es darum geht zu gewinnen und den Feind, wer immer das ist, zu besiegen. Die philosophische Schwäche ist beabsichtigt, weil unsere Eliten schlicht linksextrem sind. Liberale und Linke sind faktisch Kommunisten, während die sogenannten Konservativen eigentlich nur noch Sozialdemokraten sind. Ich lese in letzter Zeit viel Mises und Hajek oder obskure russische Anti-Sozialisten wie Schaffarewitsch. Vor allem letzterer betont, dass sozialistische und kommunistische Experimente immer wieder quer durch die Geschichte beobachtet werden können und immer wieder daran scheitern, dass zu ihrer Aufrechterhaltung und Stabilisierung so viel Gewalt notwendig ist, um alle Grundlagen gesellschaftlicher Interaktion zu zerstören oder zumindest nachhaltig zu vergiften. Die aktuelle Tech-Corps PC Globalisierung scheint genau so ein weitere Versuch zu sein, den utopischen Sozialismus der voran gegangenen Jahrhunderte zu implementieren. Wir können uns vor den Folgen dieses Experiments nur fürchten.

  31. September 26, 2020 um 11:34

    Hast du meinen Kommentar zu deinem Essay gelöscht?

    • September 26, 2020 um 18:18

      Hallo Fritz! Ich lösche niemals Kommentare. Ich werd nachschauen, ob er im Spam Ordner gelandet ist.

      Grüsse JM

      Update: Er ist tatsächlich im Spam Ordner abgelegt worden und ich hab ihn jetzt frei geschalten. Danke für’s Aufmerksam machen.

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